Mittwoch, 4. Juni 1997

4. Juni

"Perfekt!"
Wow, ein Lob von Dimitri höchstpersönlich. Ich habe einen neuen Lieblingsgriff. Nils nennt ihn "Chicken Wing" und Dimitri konnte mir keine andere Bezeichnung dafür nennen. Auf jeden Fall finde ich ihn äußerst wirkungsvoll und ich merke, wie ich ihn total leicht hinbekomme, obwohl er eigentlich voll kompliziert ist.
"Du mußt aber aufpassen", meinte er, "mehr Griffe zu können heißt nicht automatisch besser zu sein."
"Schon klar. Aber wenn ich ein paar Sachen drauf habe, die Heiko nicht kennt, dann..."
SHIT. Das hatte ich gesagt! Es war einfach so herausgerutscht. Nein, nicht einfach so, ich hatte es gedacht und nicht aufgepaßt.
Und Nils? Erst schaute er mich total unbewegt an und dann fing er plötzlich an zu grinsen: "Also doch. Ich wußte es. Du WILLST gegen ihn gewinnen. Warum auch immer."
Was sollte ich jetzt noch dagegen sagen? Ich glaube, ich wurde knallrot.
"Und ich mache dich fit dafür", sagte er. "Ich werde dafür sorgen, daß du gewinnst."
Ich bin mir sicher, das wird er.

Na toll, und wie abgesprochen klingelte am Abend das Telefon und Heiko war dran: "Hi, ich habe ja gedroht, dich anzurufen, falls du dich nicht meldest."
"Ja."
"Störe ich?"
"Nein, wirklich nicht." Fast hätte ich gesagt, 'Du könntest mich niemals stören' aber das fand ich dann doch zu albern.
"Und wie geht's dir?"
"Ganz gut. Nee, wirklich, ich denke mal, mir geht es eigentlich ganz prächtig. Und dir?"
"Auch ok. Matthes ist beim Training, meine Mutter auf Arbeit und ich habe endlich mal ein bißchen Zeit für mich."
"Klingt ja ein bissel komisch."
"Ja, was denn? Man kann doch nicht die ganze Zeit aufeinander hocken."
"Ja stimmt schon." Ich wunderte mich selber, wie merkwürdig einsilbig ich war. Nicht daß ich mich nicht gefreut hätte, mit ihm zu telefonieren. Aber vielleicht brauchte ich ja gerade dieses kleine bißchen Distanz als Sicherheitszone. Zum Glück redete Heiko und ich brauchte nur zuhören. Ich fand es einfach auch nur schön zuzuhören.
"Das nächste Mal bist du aber dran mit Anrufen", meinte er.
Ich mußte lächeln. Ja, ich glaube, das werde ich sogar machen. Und obwohl es immer noch ein bißchen weh tut, glaube ich, daß ich inzwischen wieder fast in der Realität angekommen bin.

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