Sonntag, 2. Februar 1997

2. Februar

"Meine Güte, du riechst aber nach Knoblauch." Doris verzog das Gesicht. Ich bin zu ihr gefahren, um sie zu besuchen. Sie sieht eigentlich ganz gut wiederhergestellt aus. Aber sie ist auf jeden Fall noch weiter krankgeschrieben und braucht nicht zur Schule. Beneidenswert. Auf dem Rückweg fing es an zu schneien. Und dann auch noch so doll, daß ich nicht mehr weiter fahren konnte und absteigen und schieben mußte. Trotz des Wetters machte ich einen Umweg zu Nils. Aber er war nicht da, alles war dunkel. Trotzdem klingelte ich, ich klopfte, dachte ich könnte ihn sop herbeizaubern, was natürlich der absolute Unsinn war. Wo er sich nur wieder rumtreibt? So wie ich ihn kenne, ist er im Kraftraum und trainiert vor sich hin.

Zu Hause die alte Leier: "Wie siehst du denn aus, du bist ja total naß". Als wenn ich das nicht selber merken würde. "Zieh deine Sachen aus!" "Ja." "Du machst ja sonst alles naß." "Ja."

Manchmal ist es einfach besser gar nichts weiter zu sagen. Man erspart sich eine Menge Diskussionen und nerviges Gerede. Ich habe ein bißchen am Computer gespielt aber letztlich war es eh nur langweilig. Eigentlich habe ich zu nichts Lust. Doch, eigentlich habe ich Lust auf Sex. Auf Sex mit Nils. Aber den Gedanken muß ich beiseite schieben, weil er erstens nicht da ist und zweitens, wo um alles in der Welt sollen wir es machen? Ständig hocken irgendwelche anderen Leute um uns herum. Shit, warum jammere ich eigentlich. Ich gucke raus wie die Schneeflocken langsam an meinem Fenster vorbeischweben. Eigentlich, denke ich, eigentlich geht es mir doch ganz gut. Ich habe einen Jungen, einen Freund, den ich liebe. Ich habe Nils. Daß wir uns nicht immer sehen können und nicht immer das machen können, was wir wollen wird auch irgendwann anders werden. Also, warum jammere ich?

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