Montag, 2. Dezember 1996

2. Dezember

"Du hast reichlich wirres Zeug geredet, so von wegen, du würdest jeden Jungen rumkriegen."
"WAAAS?"
"Naja, aber ich glaube, es hat keiner von den anderen mitgekriegt. Wir sind gegangen, bevor du noch mehr ausgeplappert hast. Das heißt, ich habe dich mehr oder weniger getragen."
"Du spinnst."
"Nein wirklich, du konntest nicht mehr zwei Schritte alleine gehen."
"Shit, dieses Teufelszeugs von Max."
"Was hast du denn genommen?"
"Eine von den hellblauen, mit nem Smily drauf, glaube ich."
"Du bist ja auch echt beknackt. Was schluckst du auch dieses Zeugs."
Ich mußte ihm recht geben. Das ist auch wirklich daneben, wenn ich dabei so abdrehe und nicht mehr weiß, was ich sage. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert.
"Außerdem fällt das garantiert unter die Doping-Liste."
"Ich glaube nicht, daß jemand in der B-Jugend einen Doping-Test macht."
"Wer weiß, ich habe gehört, in Amerika, da machen sie Drogentests in den Schulen. Einfach so, als Routine."

Es nervte mich etwas, daß er mich nun gleich als Drogi bezeichnete. Ich glaube, es ist das erste Mal, seit über einem halben Jahr, daß ich überhaupt irgendwas genommen habe. Und außerdem hat er genauso Zeugs geraucht wie ich. Mit einer Handbewegung deutete ich ihm an, daß ich über das Thema nicht mehr reden wollte und es funktionierte.

Doris' Schwangerschaft ist nicht mehr Thema Nummer 1. Ich glaube, sie ist ganz froh darüber. Im Moment überschlagen sich alle vor Freundlichkeit, schieben ihr einen Stuhl hin und behandeln sie wie ein rohes Ei. Doris hofft, daß die Leute sich bald wieder normal benehmen.

Beim Training war heute natürlich Nachbesprechung von Samstag. Und auch noch mit Video. Dimitri zeigte natürlich genüßlich vor allem die Szenen von meinem Kampf. Und dann ging es los. Auf die Matte, die Situation nachgestellt. "So, was machst du jetzt als Konter?" Ich kam mir total affig vor, so als wäre ich ein kleines Kind. Eigentlich wollte ich auch genauso trotzig reagieren. Aber dann wählte ich doch den Weg des geringeren Widerstandes und machte halbwegs vernünftige Sachen. In dieser Situation im Training kamen mir auch die richtigen Kontersachen in den Kopf, aber beim Wettkampf. Nils meinte jedenfalls hinterher, ich müßte noch viel lernen. Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt will.

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