Sonntag, 12. Mai 1996

12. Mai

»Guck mal, Tim, das ist für Mami!«
Ich verstehe nicht, warum kleine Kinder immer so früh wach werden, und das ausgerechnet am Wochenende. Aber diesmal war ich Lisa dankbar. Sie zeigte mir, was sie im Kindergarten zum Muttertag gebastelt haben. Na klar, ich hab das natürlich völlig verschwitzt. Na ja, fast. Nach dem Frühstück sind wir zum Gartenmarkt gedüst, und ich habe Mom einen großen Topf mit Blumen für den Garten gekauft. Das war ziemlich heftig, das Teil den ganzen Weg zurückzuschleppen. Nils würde wahrscheinlich sagen »Gutes Training«, aber ich hab mich hinterher gefühlt, als würden meine Arme abfallen.


16:30
Cool, eben hat Benjamin angerufen und gefragt, ob wir uns irgendwann in der nächsten Woche treffen. Leider wohnt er in Degenhof, und der Bus dahin fährt nur ein paar Mal am Tag. Es ist total bekloppt, auf so einem Dorf zu wohnen. In Hamburg kommt man immer und überall hin, aber hier ist man echt angeschissen, wenn man irgendwo hin will. Ich ertappe mich dabei, wie ich mir überlege, ob er vielleicht schwul sein könnte, aber ich will eigentlich gar nicht daran denken. Aber es ist komisch, irgendwie kommt es mir bei jedem Jungen, den ich niedlich finde, in den Kopf.


23:45
Mom und Dad sind wieder da. Soll wohl anstrengend gewesen sein. Mom hat sich riesig über die Blumen gefreut.

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