Mittwoch, 30. Juli 1997

"Nun macht nicht so ein Gesicht, das wird schon."
Es war Phil, der uns aufheitern mußte. Ich glaube, Mom, wäre am liebsten noch da geblieben, wenigstens bis nach der Operation. Aber das würde ja auch nichts bringen. Auf jeden Fall haben wir ihm am Vormittag noch die wichtigsten Sachen organisiert, weil er ja nichts dabei hatte. Heute abend kommt Britta und bleibt erst mal bei ihm. Auch so eine Sache mit den Heteros. Da ist das total selbstverständlich, daß die Freundin kommen kann. Ich überlege mir, wie es wäre, wenn ich im Krankenhaus liegen würde. Nils würde bestimmt vorbeikommen, aber es ist eben was anderes. Ach Shit, ich will im Moment nicht darüber nachdenken.
Es gab noch eine ziemlich peinliche Szene, als sich Mom während der Visite nicht aus dem Zimmer schicken lassen wollte und so was meinte wie: "Wenn sie schon nicht auf ihre Soldaten richtig aufpassen können, wäre es ja vielleicht besser, wenn wir ihn in die Uniklinik nach Eppendorf mitnehmen." Der Arzt, so mit Uniform, meinte nur total rotzig, daß Phil ein Wehrpflichtiger ist und der 'Wehrgewalt' oder wie das heißt unterliegt, und die Bundeswehr entscheidet, wo er behandelt wird. Na toll, ich war ja auch kurz davor zu sagen, daß ich das reichlich bekloppt finde, aber ich hielt lieber den Mund, weil ich Angst hatte, daß Phil noch Streß deswegen bekommt. Jedenfalls ist für mich klar, daß ich dieses Affentheater nicht mitmache und mich rumkommandieren lasse.

Einkaufen am Vormittag für Phil, dann der Weg vom Hotel zum Krankenhaus, vom Krankenhaus zum Flughafen. Ich habe ein bißchen was von Berlin gesehen. Gestern war es ja schon dunkel. Es ist zu viel auf einmal. Richtig schön sieht es hier nicht aus. Aber interessant. Ich kriege Lust, mir das alles mal in Ruhe anzugucken, zu erforschen, mit dem Fahrrad durch die Straßen zu fahren. Aber das geht natürlich nicht. Und jetzt sitze ich wieder im Flieger, nachdem wir eine halbe Stunde Verspätung auf diesem lächerlichen Flughafen hatten. Zum Glück ist nichts Schlimmes mit Phil passiert. Ich hoffe nur, daß mit der Operation am Freitag alles glatt geht, und daß wirklich nichts zurückbleibt.

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