Dienstag, 17. Dezember 1996

17. Dezember

"Nils?"
Ich schreckte hoch und war knallwach. Ich mußte irgendwas geträumt haben, doch ich kann mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was es war. Ich saß senkrecht im Bett und bekam tatsächlich die totale Panik. Um ein Haar hätte ich bei ihm angerufen mitten in der Nacht. Plötzlich kam ich mir so allein vor, als wäre ich ganz allein auf der Welt. Ich ging nach unten und nahm mir ein großes Glas voll mit Metaxa. Danach verschwand die Panik etwas und ich konnte wenigstens wieder einschlafen.

Morgens beim Frühstück war ich zwar anwesend. Aber nur körperlich. Mein Geist schwebte irgendwo in der Weltgeschichte rum. Genauso wie in der Schule. Alles ging nur noch automatisch. Ich ging automatisch, ich antwortete automatisch. Alles lief, ohne daß ich eigentlich mitbekam, was passierte. Als würde ich nur mit einem Ohr einem Film folgen. Auf dem Weg nach Hause, nahm ich mir eine Flasche Wein aus dem Spermart mit. Und nun sitze ich oder liege ich in meinem Bett, schreibe dieses Tagebuch und habe schon die halbe Flasche drin. Aber es wird nicht besser, ich werde nur noch trauriger und heule in einer Tour. Ich habe meine Tür abgeschlossen damit niemand reinkommt. Es ist der erste Dienstag seit ewig langer Zeit, daß ich nicht mit Nils zusammen beim Krafttraining bin. Und schon muß ich wieder heulen, weil ich an jede Situation, an jeden Moment an jeden Blick denken muß.

Das Telefon hat geklinget. Mein Herz schlug wie wild. Doch es war nur Doris. Ich konnte kaum reden und schluchzte nur. Sie fragte ob sie vorbeikommen soll aber ich habe ihr gesagt, ich will niemanden sehen. Ich weiß jetzt schon nicht mehr, wie das Gespräch überhaupt aufgehört hat. Ich weiß gar nichts mehr.

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