Freitag, 25. Oktober 1996

25. Oktober

"Tim, ich will jetzt endlich mit dir reden!" rief er. Ich drehte mich um und rannte die Treppe hoch. "Verdammt noch mal bleib' stehen, du Idiot!"
Irgendwo mußte doch noch eine zweite Treppe wieder nach unten führen. Doch da war nichts mehr - ich saß in der Falle. Ich drehte mich um, er hatte mich fast eingeholt. "Soll das jetzt ewig so weitergehen? Ich will mit dir reden." Seine Stimmerte zitterte.
"Es gibt nichts, absolut nichts, worüber wir reden können. Laß mich einfach in Ruhe und verschwinde aus meinem Leben!" Ich versuchte, an ihm vorbeizukommen, doch er hielt mich fest: "Du rennst jetzt nicht mehr weg", zischte er. "Du hörst dir jetzt an, was ich zu sagen habe. Danach kannst du meinetwegen wieder weglaufen, so wie du es ja immer machst."
"Laß mich los, du Arsch", schrie ich und versuchte, mich freizukämpfen. Es war mir egal, ob uns irgend jemand im Haus hörte. Doch er ließ nicht los. Sein Griff wurde nur noch fester und er drückte mich an die Wand. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit ließ mir die Tränen in die Augen schießen. Nein, nur nicht das! Nils sollte mich nicht auch noch heulen sehen. "Laß mich los, laß mich verdammt noch mal los, du Penner!" Ich schaffte es nicht, aus seinem Griff herauszukommen. Er schob mich durch eine Tür in ein leeres Zimmer. Ich landete auf dem Boden, rappelte mich auf und stürzte zur Tür. Doch da stand er und versperrte den Ausgang. Ich war so wütend wie noch nie zuvor in meinem Leben.
"Du verlogener Penner", schrie ich ihn an und trommelte auf seine Brust ein.
"Du kommst nicht eher hier raus, bis ich es dir erklärt habe."
"Was gibt es da zu erklären", ich verschluckte mich an meinen Tränen. Ich versuchte noch mal, gegen ihn anzurennen, doch Nils wirbelte mich herum. Ich fiel gegen den Schrank, der mit lautem Krachen eine Tür verlor. Ein stechender Schmerz zuckte durch meine Schulter.
"Tim, du bist so ein arrogantes Arschloch!" Seine Stimme war eiskalt, ebenso wie seine Augen. Ich kannte diesen Blick. Diese Augen, in denen ich früher immer versinken konnte, waren nun ein Meer von Eis: schwarz und kalt. Ich hatte keine Kraft mehr zu kämpfen und ließ ich mich auf den Boden sinken. Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
Nils warf hinter sich die Tür zu und kam auf mich zu: "Verdammt noch mal, was ist denn los mit dir?"
"Du bist widerlich", stieß ich heiser hervor, "ihr seid widerlich!"
"Bitte Tim, hör auf damit. Ich dachte du bist tolerant."
"Tolerant? Ich soll tolerant sein? Wenn ich mitbekomme, daß mein bester Freund eine verdammte Schwuchtel ist? Ich könnte einfach nur kotzen, daß du mich die ganze Zeit so hinters Licht geführt hast!"
"Sieh dich doch an. Hätte ich dir das irgendwann etwa erzählen sollen? So wie du dich jetzt aufspulst?"
"Hast du eigentlich noch immer nicht begriffen, was los ist?"
Für eine Sekunde sah ich ein Flackern in seinen Augen. Verdammt, es mußte raus. "Es ist, es ist einfach nur...", ich schluchzte laut, "es ist, weil ich genauso bin wie du...und...und weil ich dich liebe."

Ich sah noch das Erstaunen in seinem Gesicht und dann waren nur noch Tränen. Von irgendwoher drang seine Stimme zu mir: "Du kleiner dummer Junge. Mein kleiner dummer Tim." Ich spürte, wie er meinen Kopf in seine Hände nahm und mich auf die Stirn küßte. Ich hörte den sanften Klang seiner Stimme, ich fühlte seine Lippen auf meinem Gesicht und um mich herum begann sich alles zu drehen. Mein Herz klopfte wie wild und ich zitterte. Doch er hielt mich fest. Seine Lippen auf meinen. Ich weiß nicht, wie lange dieser Kuß dauerte, er schien nie mehr aufzuhören. Ich schaute ihn an: Nils' Augen leuchteten, strahlten. Der glücklichste Moment in meinem Leben. So viel Wärme in mir. Ich versinke in seinen Augen. Es ist, als wenn ich ihm darüber meine ganze Liebe sende. Nils hob mich vorsichtig vom Boden auf, wir legten uns auf ein Bett. Dann spürte ich wieder nur noch ihn. Ich küsste sein Gesicht, seine Stirn, seine Augen. Ich höre seinen Atem und wir bleiben einfach nur so liegen. Ich bin glücklich. Nils legt sein Ohr auf meine Brust: "Dein Herz schlägt wie verrückt", flüstert er. "Wundert dich das?" Ein langer Kuß als Antwort. Meine Finger gleiten unter sein T-Shirt. Dieser Körper, den ich schon unzählige Male gefühlt habe, nun scheint er mir begehrenswerter als je zuvor zu sein. Als ich seine Brustwarzen streife, geht ein Zittern durch seinen Körper, ein leises Stöhnen. Nils streichelt meinen Rücken, ganz leicht schwebt seine Hand. Ich bekomme eine Gänsehaut und schüttele mich. Er lacht: "Du bist ja kitzlig." Ich spiele mit seinen Brustwarzen und er deckt mich mit einer Flut von Küssen zu. "Ich habe Lust auf dich", flüstert er in mein Ohr während er mein T-Shirt auszieht. Nackte Haut auf nackter Haut. So oft schon gefühlt, doch diesmal ist es einmalig. Wir drücken uns aneinander und halten uns fest. Lange. Keiner will loslassen. Und plötzlich haben wir beide Tränen in den Augen. Wir küssen uns wieder und wieder. Meine Hand gleitet langsam nach unten. Als ich seinen Schwanz in meine Hand nehme und drücke, zuckt er wie wild. Wir sind beide so geil, daß wir schon nach kurzer Zeit kommen, gleichzeitig. Das, wovon ich bisher immer geträumt hatte, passiert, mit ihm. Und diesmal ist es kein Traum. Nils ist noch immer da - ich kann ihn anfassen und fühlen. Er hängt krampfhaft in meinen Haaren und stöhnt, ein großes überwältigendes Stöhnen. Sein Gesicht leuchtet auf, als er mich ansieht. Ich fühle so viel Wärme, so viel Glück in mir. Wir drücken uns wieder aneinander und halten uns fest. Ich höre wie sein Atem ruhiger wird und schließlich schlafen wir ein, zusammen.

5 Kommentare:

  1. Mach kein Scheiß, sondern schnapp ihn dir Tim ;)...

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  2. Wie gemein, da aufzuhören!! ;)

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  3. Och Mann, wie ich gejubelt habe, wo ich das gelesen hab.

    Ich hoffe es geht bald weiter :/.

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  4. Schön, dass Du uns diesen Teil des Tagebuches zu Weihnachten serviert hast :-)

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  5. :) Da wird man ja richtig neidisch! Dagegen war mein erster Kuss mit meinem Freund recht unspektakulär, ohne ihn schlecht reden zu wollen ;)

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