Dienstag, 12. März 1996

12. März

22:48
Mein neues Zimmer. Es ist viel größer als das in Hamburg und liegt im ersten Stock. Wenn ich aus dem Fenster gucke, sehe ich auf eine große Wiese, dann geht es den Hügel runter, ganz hinten wieder Hügel. Ich stelle mir vor, daß dahinter das Meer anfängt. Das Haus ist wirklich schön, jede Menge Platz. Es ist nur blöd, daß Phil das Zimmer im Keller mit dem eigenem Eingang bekommen hat.
Dafür ist neben meinem Zimmer ein Badezimmer. Dann kommt Lisas Zimmer und dann das Schlafzimmer von Mom und Dad. Ich habe mir noch gar nicht überlegt, wie ich wo was hinstellen will. Deshalb habe ich den Möbelpackern gesagt, sie sollen erstmal alles in die Mitte stellen. Nur mein Bett steht da, wo ich es bestimmt auch stehen lassen werde. Als die Packer meinen Bisley aus dem Truck holten, hatte ich erst ein bißchen Schiß, aber das Schloß schien in Ordnung zu sein. Morgen fange ich mit dem Einrichten an, heute bin ich zu müde.

13:22
Das muß es sein, es sieht jedenfalls so aus wie auf den Fotos, die Dad uns gezeigt hat. Orangebraungelb, irgendwas.

13:00
Biebelried, Feuchtwangen, komische Orte. Dann runter von der Autobahn. »Brauchst du die Karte?« Dad schüttelt den Kopf. Anscheinend hat er sich den Weg genau gemerkt, als er das Haus mit dem Makler ausgesucht hat.
»Schau mal Lisa, eine Kuh.«
»Laß sie schlafen«, meint Mom. Schade, Lisa hat uns doch auf dem ganzen Weg bisher jede einzelne Kuh gezeigt. Es nieselt. Überall Hügel, Berge, Äcker, Wiesen, Bauernhöfe, Winzorte mit einer Straße und einer Kirche. Mir wird ganz anders. Hier sollen wir irgendwo wohnen? Lisa wacht auf: »Sind wir da?«
»Gleich.«
Phil liest.

11:45
»Wofür brauchst du denn das?«
»Einfach nur so, für Notizen.« Mom will immer alles ganz genau wissen. Ich habe mir dieses Notizbuch gerade eben gekauft. Ich will alles festhalten, was mich erwartet. Wir sind auf dem Weg nach Bergbach. Heute früh um fünf sind wir losgefahren, in Harburg auf die Autobahn. Lisa ist total aufgeregt. So lange ist sie noch nie mit dem Auto gefahren. Philipp liest und liest. Mom ist damit beschäftigt, uns regelmäßig Kekse, Gummibärchen und sonstwas nach hinten zu reichen und gleichzeitig Dads Tacho im Auge zu behalten: »Christian, fahr nicht so schnell.« Dad grummelt dann irgendwas und nimmt für ein paar Minuten den Fuß vom Gas.
Hinter Hannover habe ich die Orientierung verloren. Irgendwann kam Kas-sel, und eben sind wir am Autobahndreieck Schweinfurt vorbeigerast. Meine Bitte, bei McDonald’s anzuhalten, wurde einfach ignoriert.

1 Kommentar:

  1. Das ist ja toll. Freu mich schon aufs Nochmallesen.
    Hab auch schon mehrmals emails von verzweifelten Fans bekommen, ob ich vielleicht noch das pdf habe.

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