Mittwoch, 24. Dezember 1997

"Und? Ist er wieder weg?"
Ich nickte.
Nils und ich hatten beschlossen, KT ausfallen zu lassen und waren ins Zollhaus gezogen.
"Wie geht es dir?"
"Im Moment...ich weiß nicht. Doris würde sagen, ich befinde mich im Stadium der kompensierten Retention."
"Der WAS?"
"Ich hab es im Griff. Glaube ich. Hoffe ich."
"Die Frage ist nur, wie lange."
"Super, danke."
"Ich glaube, das war ein bißchen daneben, daß ich mich geweigert habe, gegen Heiko zu kämpfen, oder?"
"Daneben ist untertrieben. Ich fand's absolut bekloppt."
"Flo hat mich hinterher auch darauf angesprochen, Kevin. Alle wollten wissen, wieso."
"Und? Was hast du gesagt?"
"Ich habe gesagt, daß ich mir die Schulter gezerrt habe."
"Toll."
"Ja, hinterher war mir klar, daß das bescheuert war. Ich hätte einfach auf die Matte gehen und ihn zusammenfalten sollen. Dann wäre endlich Ruhe."
"Das ist doch kein Duell und wir sind nicht in irgendeinem Film. Echt, du brauchst doch nicht um mich zu kämpfen. Heiko wäre das total egal gewesen, ob du gewinnst oder er. Mensch Nils, Heiko will mich nicht dir wegnehmen. Er ist wichtig für MICH und er wird mir auch immer wichtig sein. Aber ich bin nicht besonders wichtig für IHN. Das ist der Unterschied. Und deshalb geht es auch nicht um ein Duell. Ich werde ihn nie vergessen und ich werde immer dieses Kribbeln haben, wenn ich ihn sehe oder an ihn denke. Aber DU, du bist MEIN Freund. Ich bin mit dir zusammen. Fertig, Ende."
Ich hatte so wild drauflos geredet, daß ich erst einmal Luft holen mußte, als ich fertig war. Nils schaute mich an und ich weiß nicht, ob er mir glaubt oder nicht. Aber wenigstens war das Thema damit für den Abend zu Ende und wir lenkten uns mit vielen lustigen Warsteinern ab. Aber ich gebe zu, daß mir den ganzen Abend eine Frage von Doris durch den Kopf ging, und jetzt, wo ich das alles aufschreibe, wieder durch den Kopf geht: Was wäre, wenn Heiko sagen würde: Komm her, laß es uns zusammen versuchen. Was würde ich machen? Verdammt noch mal, und ich weiß genau, WAS ich machen würde.

Weihnachten. Obwohl Mom und Dad erst gestern wieder zurückgekommen sind, ist irgendwie gar keine Hektik bei den Vorbereitungen ausgebrochen. Jetzt geht es gleich mit Phil zum Bahnhof, Oma abholen.

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