Montag, 22. Dezember 1997

Heiko pennt und ich sitze im Wohnzimmer und schreibe. Eine gute Stunde nach seinem Anruf war er da. Einfach so, Heiko stand in der Tür, lächelte und war da, als wäre es das Natürlichste auf der Welt. Ich versuchte, meinen Ärger der letzten Stunden zu reaktivieren: "Was war denn los? Wo warst du? Ich hätte beinahe die Polizei gerufen, wenn du dich nicht gemeldet hättest."
"Christian hat mich in der Tofa angesprochen. Wir haben gequatscht und dann sind wir zu ihm nach Hause nach Ulm gefahren."
"Und warum hast du nicht Bescheid gesagt? Wir haben dich echt gesucht."
"Ich habe dich nicht gefunden, echt nicht."
Toll, ganz toll. Als wenn die Tofa soooo riesig wäre.
"Laß mich raten, ihr habt die ganze Zeit rumgemacht?"
"Na klar." Typisch Heiko! Nein, nicht DASS sondern wie er "Na klar" sagte.
"Und wieso kommt ihr jetzt mitten in der Nacht auf die Idee, wieder zurück nach Bergbach zu kommen?" Eigentlich wollte ich ihn noch fragen, warum er bei der ganzen Rummacherei nicht mal eine Minute Zeit gehabt hat, sich zu melden. Aber das hätte garantiert total nach Mom geklungen. Sie hat früher auch solche Sprüche draufgehabt, wenn ich zu spät nach Hause gekommen bin. Irgendwie war mir ja meine ganze Fragerei sowieso schon unangenehm. Aber auf der anderen Seite bin ich neugierig und außerdem wollte ich ihn nicht so davonkommen lassen.
"Er arbeitet am Flughafen in Stuttgart und hat Frühdienst um halb sechs. So und jetzt ist Schluß mit Quizshow, ich bin echt müde und gehe jetzt pennen."

Damit rollte er sich in seinen Schlafsack und war eine halbe Minute später weggepooft. Und seltsamerweise pennte ich auch ziemlich schnell ein. Doch nun bin ich wieder wach, habe irgendwie den Eindruck, daß mir alles wieder mal total aus dem Ruder läuft und ich nichts dagegen tun kann. Aha, Heiko ist wach!

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