Donnerstag, 13. November 1997
13. November
"Hast du schon von Jonas gehört?"
"Nee, wer ist denn Jonas?"
Ich kam gerade aus dem Französisch-Kursraum als mir Doris ganz aufgeregt auf dem Gang entgegenkam.
"Jonas ist aus dem Jahrgang über uns und er hat sich gestern in GK geoutet."
"Wie geoutet?"
Ich glaube meine Frage war reichlich blöd, aber ich bekam das alles nicht so schnell auf die Reihe.
"Sie haben über Minderheiten und Diskriminierung gesprochen und alle im Kurs haben so scheiß-liberal getan und dann ist er wohl aufgestanden und hat gesagt, daß sie ja dann bestimmt auch keine Probleme damit haben, daß er schwul ist."
"Total bekloppt. Das ist doch Wahnsinn. Und? Wie haben sie reagiert?"
"Sie haben es ihm wohl erst gar nicht geglaubt, aber als sie gemerkt haben, daß er keine Witze macht, war erst mal eine Minute Schweigen."
"Und weiter?"
"Keine Ahnung. Sooo genau sind meine Infos ja nun auch nicht."
Das ist doch wirklich absoluter Wahnsinn. Sich vor dem ganzen Kurs zu outen und natürlich ist es jetzt in der gesamten Schule rum. Ich würde ihn ja am liebsten fragen, warum er das gemacht hat.
Wir waren inzwischen auf dem Hof angekommen, als Nils auf uns zukam: "Habt ihr schon gehört?"
"Ja", tönten Doris und ich im Chor.
"Das ist doch verrückt so was. Der ist doch jetzt überall unten durch."
"So ganz wohl doch nicht", meinte Doris und zeigte auf eine Gruppe von Leuten aus dem Jahrgang über uns, "er lebt noch und reden tun sie auch noch mit ihm."
Das war also Jonas. Und ich hatte wirklich Lust, zu ihm hinzugehen und mit ihm zu reden. Ich wollte ihn so viele Sachen fragen, aber ich traute mich natürlich nicht. Vor allem wäre Nils total ausgerastet. So nach dem Motto, wenn man Jonas und mich zusammen sieht, denken alle Leute sofort, daß ich schwul bin. So ein bißchen beneide ich ihn aber auch. Jetzt braucht er sich nicht mehr zu verstecken, kein Theater mehr zu spielen. Aber wie haben die anderen reagiert?
Während des Tages und während des Trainings ging es mir durch den Kopf, wie es ist, wenn wirklich alle Bescheid wissen. Wie man sich fühlt. Bestimmt ist es auf der einen Seite total toll, wenn man sich nicht mehr verstellen braucht. Aber wenn die Anderen eben Streß machen und nicht mehr mit einem reden, dann ist doch sowieso alles für'n Arsch. Irgendwie stimmt es ja schon, daß mir ja eigentlich nichts passieren kann, aber wenn keiner mehr was mit mir zu tun haben will, ist das krass genug. Ich glaube, nein ich bin mir ziemlich sicher, daß ich mich vor dem Abi bestimmt nicht hier outen werde. An der Uni, ja, da vielleicht. Es ist bestimmt viel leichter, wenn man irgendwo ganz neu anfängt und gleich am Anfang reinen Tisch macht.
Irgendwie finde ich die Idee ja witzig, es allen nach dem Abi auf der Abifete zu sagen. So als Schluß-Highlight. Naja, das bringe ich ja sowieso nicht. Aber witzig wäre es schon.
"Nee, wer ist denn Jonas?"
Ich kam gerade aus dem Französisch-Kursraum als mir Doris ganz aufgeregt auf dem Gang entgegenkam.
"Jonas ist aus dem Jahrgang über uns und er hat sich gestern in GK geoutet."
"Wie geoutet?"
Ich glaube meine Frage war reichlich blöd, aber ich bekam das alles nicht so schnell auf die Reihe.
"Sie haben über Minderheiten und Diskriminierung gesprochen und alle im Kurs haben so scheiß-liberal getan und dann ist er wohl aufgestanden und hat gesagt, daß sie ja dann bestimmt auch keine Probleme damit haben, daß er schwul ist."
"Total bekloppt. Das ist doch Wahnsinn. Und? Wie haben sie reagiert?"
"Sie haben es ihm wohl erst gar nicht geglaubt, aber als sie gemerkt haben, daß er keine Witze macht, war erst mal eine Minute Schweigen."
"Und weiter?"
"Keine Ahnung. Sooo genau sind meine Infos ja nun auch nicht."
Das ist doch wirklich absoluter Wahnsinn. Sich vor dem ganzen Kurs zu outen und natürlich ist es jetzt in der gesamten Schule rum. Ich würde ihn ja am liebsten fragen, warum er das gemacht hat.
Wir waren inzwischen auf dem Hof angekommen, als Nils auf uns zukam: "Habt ihr schon gehört?"
"Ja", tönten Doris und ich im Chor.
"Das ist doch verrückt so was. Der ist doch jetzt überall unten durch."
"So ganz wohl doch nicht", meinte Doris und zeigte auf eine Gruppe von Leuten aus dem Jahrgang über uns, "er lebt noch und reden tun sie auch noch mit ihm."
Das war also Jonas. Und ich hatte wirklich Lust, zu ihm hinzugehen und mit ihm zu reden. Ich wollte ihn so viele Sachen fragen, aber ich traute mich natürlich nicht. Vor allem wäre Nils total ausgerastet. So nach dem Motto, wenn man Jonas und mich zusammen sieht, denken alle Leute sofort, daß ich schwul bin. So ein bißchen beneide ich ihn aber auch. Jetzt braucht er sich nicht mehr zu verstecken, kein Theater mehr zu spielen. Aber wie haben die anderen reagiert?
Während des Tages und während des Trainings ging es mir durch den Kopf, wie es ist, wenn wirklich alle Bescheid wissen. Wie man sich fühlt. Bestimmt ist es auf der einen Seite total toll, wenn man sich nicht mehr verstellen braucht. Aber wenn die Anderen eben Streß machen und nicht mehr mit einem reden, dann ist doch sowieso alles für'n Arsch. Irgendwie stimmt es ja schon, daß mir ja eigentlich nichts passieren kann, aber wenn keiner mehr was mit mir zu tun haben will, ist das krass genug. Ich glaube, nein ich bin mir ziemlich sicher, daß ich mich vor dem Abi bestimmt nicht hier outen werde. An der Uni, ja, da vielleicht. Es ist bestimmt viel leichter, wenn man irgendwo ganz neu anfängt und gleich am Anfang reinen Tisch macht.
Irgendwie finde ich die Idee ja witzig, es allen nach dem Abi auf der Abifete zu sagen. So als Schluß-Highlight. Naja, das bringe ich ja sowieso nicht. Aber witzig wäre es schon.
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