Dienstag, 29. Juli 1997
"Bin ich mit Familie Berger verbunden?"
"Ja."
Ich kam gerade von der Schule und erwischte noch das Telefon. "Ich soll ihnen eine Nachricht von Philipp Berger übermitteln. Ist das ihr Sohn?"
"Das ist mein Bruder. Was ist denn los?"
"Ich soll ihnen ausrichten, daß er gerade in das Bundeswehrkrankenhaus nach Berlin gebracht wird."
"Waaas? Was ist passiert?"
"Das kann ich ihnen nicht sagen." Er legte auf.
Ruhig bleiben, ruhig bleiben. Bundeswehrkrankenhaus Berlin? Wieso Berlin? Wieso Krankenhaus? Ich rief bei Oma an, aber es war niemand da. Dann rief ich bei Mom auf Arbeit an. Sie wollte immer wieder wissen, was passiert ist, aber ich konnte ihr doch auch nichts sagen. Sie sagte, sie ruft wieder an und legte auf. Die nächsten zehn Minuten wußte ich überhaupt nicht, was ich machen sollte. Ich lief in mein Zimmer, ging wieder runter, wartete darauf, daß das Telefon klingelt. Phil, was ist mit ihm passiert? Wieso kommt er ins Krankenhaus?
Endlich rief Mom wieder an. Aber sie hatte auch nichts rausbekommen können.
"Ich fliege nach Berlin", sagte sie. "Holst du bitte Lisa aus dem Kindergarten ab?"
"Ja klar. Aber ich will mit. Ich will mit und sehen, was mit Phil ist."
"Hole erst mal Lisa ab und dann schauen wir weiter. Ich fahre jetzt los und bin in einer Dreiviertelstunde zu Hause."
In meinem Kopf wirbelt alles Mögliche herum. Was ist mit Phil? Ich rief Dad an und erzählte ihm alles. Er hat gesagt, daß er so schnell wie möglich kommt. Dann habe ich Nils angerufen. Wir haben uns vor dem Kindergarten verabredet. Die Kindergärtnerin ist etwas unwirsch, weil ich Lisa so früh abhole, aber das ist mir egal. Ich habe Lisa nicht gesagt, daß Phil im Krankenhaus ist. Noch nicht. Was soll ich ihr auch sagen? Ich weiß doch selber nichts. Nils ist da. Einfach nur da. Drückt ganz kurz meiner Hand und blickt mir in die Augen. Das reicht. Es ist so schön, daß er da ist.
Zu Hause kommen Mom und Dad fast gleichzeitig an. Nils nickt mir zu und verschwindet. Dad telefoniert und organisiert Tickets für Mom und mich für die Maschine nach Berlin. In drei Stunden geht der Flieger. Noch mal anrufen im Krankenhaus in Berlin. Niemand weiß Bescheid oder niemand will uns etwas sagen. Wenigstens erreichen wir Oma. Aber die weiß auch nichts.
Dad bringt uns nach Stuttgart zum Flughafen. "Ruft mich an, sobald ihr etwas wißt."
Wir gehen durch die Kontrolle, lassen Dad und Lisa hinter uns.
Jetzt sitze ich hier im Flugzeug, irgendwo über Leipzig. "Was schreibst du da?" will Mom wissen
"Tagebuch", antworte ich.
"Du schreibst Tagebuch?"
"Ja."
"So, so."
Mein Kopf ist gleichzeitig leer und voll. Vor ein paar Stunden war alles noch ganz geordnet an seinem Platz. Alles lief ganz gerade ab und plötzlich ist alles durcheinander. Ich versuche, wenigstens etwas Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Wie schön wäre es, wenn Nils jetzt bei mir wäre. Wenn er einfach nur da wäre, meine Hand halten könnte. Seine Nähe spüren. Spüren, daß er da ist.
Wir sind im Landeanflug. Ich mache das Heft jetzt zu.
"Ja."
Ich kam gerade von der Schule und erwischte noch das Telefon. "Ich soll ihnen eine Nachricht von Philipp Berger übermitteln. Ist das ihr Sohn?"
"Das ist mein Bruder. Was ist denn los?"
"Ich soll ihnen ausrichten, daß er gerade in das Bundeswehrkrankenhaus nach Berlin gebracht wird."
"Waaas? Was ist passiert?"
"Das kann ich ihnen nicht sagen." Er legte auf.
Ruhig bleiben, ruhig bleiben. Bundeswehrkrankenhaus Berlin? Wieso Berlin? Wieso Krankenhaus? Ich rief bei Oma an, aber es war niemand da. Dann rief ich bei Mom auf Arbeit an. Sie wollte immer wieder wissen, was passiert ist, aber ich konnte ihr doch auch nichts sagen. Sie sagte, sie ruft wieder an und legte auf. Die nächsten zehn Minuten wußte ich überhaupt nicht, was ich machen sollte. Ich lief in mein Zimmer, ging wieder runter, wartete darauf, daß das Telefon klingelt. Phil, was ist mit ihm passiert? Wieso kommt er ins Krankenhaus?
Endlich rief Mom wieder an. Aber sie hatte auch nichts rausbekommen können.
"Ich fliege nach Berlin", sagte sie. "Holst du bitte Lisa aus dem Kindergarten ab?"
"Ja klar. Aber ich will mit. Ich will mit und sehen, was mit Phil ist."
"Hole erst mal Lisa ab und dann schauen wir weiter. Ich fahre jetzt los und bin in einer Dreiviertelstunde zu Hause."
In meinem Kopf wirbelt alles Mögliche herum. Was ist mit Phil? Ich rief Dad an und erzählte ihm alles. Er hat gesagt, daß er so schnell wie möglich kommt. Dann habe ich Nils angerufen. Wir haben uns vor dem Kindergarten verabredet. Die Kindergärtnerin ist etwas unwirsch, weil ich Lisa so früh abhole, aber das ist mir egal. Ich habe Lisa nicht gesagt, daß Phil im Krankenhaus ist. Noch nicht. Was soll ich ihr auch sagen? Ich weiß doch selber nichts. Nils ist da. Einfach nur da. Drückt ganz kurz meiner Hand und blickt mir in die Augen. Das reicht. Es ist so schön, daß er da ist.
Zu Hause kommen Mom und Dad fast gleichzeitig an. Nils nickt mir zu und verschwindet. Dad telefoniert und organisiert Tickets für Mom und mich für die Maschine nach Berlin. In drei Stunden geht der Flieger. Noch mal anrufen im Krankenhaus in Berlin. Niemand weiß Bescheid oder niemand will uns etwas sagen. Wenigstens erreichen wir Oma. Aber die weiß auch nichts.
Dad bringt uns nach Stuttgart zum Flughafen. "Ruft mich an, sobald ihr etwas wißt."
Wir gehen durch die Kontrolle, lassen Dad und Lisa hinter uns.
Jetzt sitze ich hier im Flugzeug, irgendwo über Leipzig. "Was schreibst du da?" will Mom wissen
"Tagebuch", antworte ich.
"Du schreibst Tagebuch?"
"Ja."
"So, so."
Mein Kopf ist gleichzeitig leer und voll. Vor ein paar Stunden war alles noch ganz geordnet an seinem Platz. Alles lief ganz gerade ab und plötzlich ist alles durcheinander. Ich versuche, wenigstens etwas Ordnung in meine Gedanken zu bringen. Wie schön wäre es, wenn Nils jetzt bei mir wäre. Wenn er einfach nur da wäre, meine Hand halten könnte. Seine Nähe spüren. Spüren, daß er da ist.
Wir sind im Landeanflug. Ich mache das Heft jetzt zu.
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