Sonntag, 27. Juli 1997
"Hier gibt's nix Gscheites mehr zum Fressa."
Wenn Nils zu viel Alk getrunken hat, redet er ein entsetzliches Schwäbisch. Dann habe ich immer totale Mühe ihn zu verstehen. Eigentlich hätte es ja auf der Party keinen Alk geben dürfen, jedenfalls offiziell nicht. Dann gab es aber doch jede Menge Bier und irgendwann tauchte dann noch dieser scheußliche Pflaumenwein auf. Auf jeden Fall war das Buffet viel zu schnell weggegessen. Und so saßen wir um halb elf im Glaskasten und jammerten, weil wir Hunger hatten. Irgendwie haben wir ja damit gerechnet, daß uns Steffen zu McDo fährt, aber der war viel zu beschäftigt mit seinem Mädel. Ach ja Mädel. Benji war da. Ich war total übergerascht. Aber er kennt wohl ein Mädel aus der Abistufe und die hat ihn mitgeschleppt. Wir haben eine ganze Weile miteinander gequatscht und sogar Nils hat ein bißchen mit ihm geredet. Das ist schon komisch, warum er ihn nicht leiden kann. Ich glaube, ich werde ihn mal danach fragen. Also insgesamt war die Party richtig gut. Ich fand es ziemlich spannend, nur ein paar Bier zu trinken und nüchterner zu sein als alle anderen. Nils faselte ständig etwas davon, daß er auch so ein 'tolles' Abi-Shirt haben will.
"Übernächstes Jahr", tröstete ich ihn, "da kriegen wir auch so was."
"Übernägschtes Jahr, wos wois i de, wos da is. Desch isch a ganzes Joahr, a Ewischkeit." Ich mußte lachen, weil ich daran dachte, was schon in dem Jahr alles passiert ist, wo ich hier bin. Was ist im nächsten, was ist im übernächsten Jahr? Was ist, wenn wir unsere Abifeier machen? Ok, ich weiß auf jeden Fall, daß ICH nicht in der Abiband mitmachen werden. Ja, zum Thema Abiband: Die hat zwar scheußlich gespielt, aber was soll schon herauskommen, wenn ein Akkordeon und eine Klarinette in einer Band mitmachen und Rasta dann noch den Baß bedient? Aber die Stimmung war gut.
Nachdem irgendwann feststand, daß uns niemand von den Oberstuflern mehr zum Donald fährt, haben Nils und ich uns abgesetzt und sind in Richtung Viereckschanze getapert. Dort haben wir eine halbe Ewigkeit einfach nur so im hohen Gras nebeneinander gelegen. Still war es. Das fällt mir immer wieder auf in Bergbach. Es ist still. Manchmal so still, daß man Angst bekommt. Manchmal ist es aber einfach auch nur schön. Irgendwo, weit, weit weg bellt ein Hund. Und sonst ist es still in der Nacht. Nils lag neben mir. Ich hielt seine Hand und wir beide guckten in den Himmel. Wir haben nichts gesagt. Wir brauchten nichts zu sagen. Es was einfach nur schön, daß er da war. Er kuschelte sich an mich und legte seinen Kopf auf meine Brust. Und schlief tatsächlich ein. Es war wahrscheinlich wirklich zu viel Pflaumenwein. Irgendwann muß auch ich eingeschlafen sein. Ich wachte auf, weil mir die Schulter wehtat und ich fror.
"Nils, ich glaube ich muß mal etwas aufstehen."
Er brummte etwas, von wegen liegenbleiben, aber stand dann auch auf. Wir gingen langsam zur Schule zurück. Da war allgemeine Aufbruchstimmung und die letzten Reste der Veranstaltung verabredeten sich für die Tofa. Ich war dankbar, daß wir uns nicht angeschlossen haben. Ich war einfach zu müde. Ich brachte Nils noch bis zu unserer Kreuzung und taperte dann nach Hause. Im Sommer, im Sommer ist Bergbach ganz erträglich. Da ist es sogar fast ein bißchen schön. Es ist nicht nur ruhig. Ok es ist langweilig. Aber es ist auch, es ist auch friedlich. Ja, ich glaube, das ist das richtige Wort dafür. Hamburg ist so weit weg. Aber es fehlt mir immer noch. Ich versuche mich an unsere Schulfeten zu erinnern. Alles war cooler. Hier ist es irgendwie überschauberer, jeder kennt jeden, jeder redet mit jedem. Es ist wirklich wie auf einem Dorf. Jeder weiß ein bißchen was von jedem. Bergbach ist ein Dorf und ich bin mittendrin und schwul. Ich weiß nicht, ob das gutgehen kann. Im Moment aber geht es. Und irgendwann werde ich zurückgehen nach Hamburg. Und ich werde Nils mitnehmen. Meinen Nils.
Wenn Nils zu viel Alk getrunken hat, redet er ein entsetzliches Schwäbisch. Dann habe ich immer totale Mühe ihn zu verstehen. Eigentlich hätte es ja auf der Party keinen Alk geben dürfen, jedenfalls offiziell nicht. Dann gab es aber doch jede Menge Bier und irgendwann tauchte dann noch dieser scheußliche Pflaumenwein auf. Auf jeden Fall war das Buffet viel zu schnell weggegessen. Und so saßen wir um halb elf im Glaskasten und jammerten, weil wir Hunger hatten. Irgendwie haben wir ja damit gerechnet, daß uns Steffen zu McDo fährt, aber der war viel zu beschäftigt mit seinem Mädel. Ach ja Mädel. Benji war da. Ich war total übergerascht. Aber er kennt wohl ein Mädel aus der Abistufe und die hat ihn mitgeschleppt. Wir haben eine ganze Weile miteinander gequatscht und sogar Nils hat ein bißchen mit ihm geredet. Das ist schon komisch, warum er ihn nicht leiden kann. Ich glaube, ich werde ihn mal danach fragen. Also insgesamt war die Party richtig gut. Ich fand es ziemlich spannend, nur ein paar Bier zu trinken und nüchterner zu sein als alle anderen. Nils faselte ständig etwas davon, daß er auch so ein 'tolles' Abi-Shirt haben will.
"Übernächstes Jahr", tröstete ich ihn, "da kriegen wir auch so was."
"Übernägschtes Jahr, wos wois i de, wos da is. Desch isch a ganzes Joahr, a Ewischkeit." Ich mußte lachen, weil ich daran dachte, was schon in dem Jahr alles passiert ist, wo ich hier bin. Was ist im nächsten, was ist im übernächsten Jahr? Was ist, wenn wir unsere Abifeier machen? Ok, ich weiß auf jeden Fall, daß ICH nicht in der Abiband mitmachen werden. Ja, zum Thema Abiband: Die hat zwar scheußlich gespielt, aber was soll schon herauskommen, wenn ein Akkordeon und eine Klarinette in einer Band mitmachen und Rasta dann noch den Baß bedient? Aber die Stimmung war gut.
Nachdem irgendwann feststand, daß uns niemand von den Oberstuflern mehr zum Donald fährt, haben Nils und ich uns abgesetzt und sind in Richtung Viereckschanze getapert. Dort haben wir eine halbe Ewigkeit einfach nur so im hohen Gras nebeneinander gelegen. Still war es. Das fällt mir immer wieder auf in Bergbach. Es ist still. Manchmal so still, daß man Angst bekommt. Manchmal ist es aber einfach auch nur schön. Irgendwo, weit, weit weg bellt ein Hund. Und sonst ist es still in der Nacht. Nils lag neben mir. Ich hielt seine Hand und wir beide guckten in den Himmel. Wir haben nichts gesagt. Wir brauchten nichts zu sagen. Es was einfach nur schön, daß er da war. Er kuschelte sich an mich und legte seinen Kopf auf meine Brust. Und schlief tatsächlich ein. Es war wahrscheinlich wirklich zu viel Pflaumenwein. Irgendwann muß auch ich eingeschlafen sein. Ich wachte auf, weil mir die Schulter wehtat und ich fror.
"Nils, ich glaube ich muß mal etwas aufstehen."
Er brummte etwas, von wegen liegenbleiben, aber stand dann auch auf. Wir gingen langsam zur Schule zurück. Da war allgemeine Aufbruchstimmung und die letzten Reste der Veranstaltung verabredeten sich für die Tofa. Ich war dankbar, daß wir uns nicht angeschlossen haben. Ich war einfach zu müde. Ich brachte Nils noch bis zu unserer Kreuzung und taperte dann nach Hause. Im Sommer, im Sommer ist Bergbach ganz erträglich. Da ist es sogar fast ein bißchen schön. Es ist nicht nur ruhig. Ok es ist langweilig. Aber es ist auch, es ist auch friedlich. Ja, ich glaube, das ist das richtige Wort dafür. Hamburg ist so weit weg. Aber es fehlt mir immer noch. Ich versuche mich an unsere Schulfeten zu erinnern. Alles war cooler. Hier ist es irgendwie überschauberer, jeder kennt jeden, jeder redet mit jedem. Es ist wirklich wie auf einem Dorf. Jeder weiß ein bißchen was von jedem. Bergbach ist ein Dorf und ich bin mittendrin und schwul. Ich weiß nicht, ob das gutgehen kann. Im Moment aber geht es. Und irgendwann werde ich zurückgehen nach Hamburg. Und ich werde Nils mitnehmen. Meinen Nils.
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