Donnerstag, 24. Juli 1997

24. Juli

"Es kann sein, daß ich nach Brandenburg muß, an die Oder."
"Na dann müßt ihr wenigstens endlich mal arbeiten für euer Geld."
"Sehr witzig. Ich weiß aber nicht, wie das dann mit dem Urlaub klappt."
"Wie lange dauert denn das?"
"Ich habe keine Ahnung. Ich weiß ja auch noch nicht, ob unsere Kompanie überhaupt dahin geordert wird. Aber es wird schon so was gemunkelt."
"Cool, und was macht ihr dann da? Steht ihr mit dem Maschinengewehr auf dem Deich und paßt auf, daß das Wasser nicht rüberkommt?"
"Sehr witzig."
"Sorry, aber du bist selber Schuld. Schließlich wolltest DU unbedingt zum Bund."
"Ich wollte nicht unbedingt dahin. Ich wollte nur kein Zividienst machen."
"Ja, ja."
"Toll, du redest schon fast so wie Dad."
"Du weißt ja, wie ich darüber denke. Wenn jemand sich unbedingt ein Jahr lang enthirnen lassen will, bitte. Aber dann soll er wenigstens nicht jammern."
"Und so was sagt mein eigener Bruder."
"Ja so was sage ich. Ich jedenfalls gehe garantiert nicht dahin."
"Ach Timmi, was verstehst du denn schon."

Das regte mich ja nun wieder auf. Dieses Timmi und dieses Großer-Bruder-Gehabe, so von wegen, was verstehst du denn schon. Aber es ist doch echt so. Die sitzen die ganze Zeit in ihrer Kaserne dumm rum und saufen und machen eigentlich nichts. Nicht daß ich es toll finden würde, wenn Phil mit dem Gewehr in der Hand irgendwo in den Krieg gehen würde. Nein, ganz bestimmt nicht. Deswegen ist ja diese ganze Sache mit dem Wehrdienst so beknackt. Echt so was wie moderne Sklaverei. Was heißt überhaupt modern. Eigentlich überhaupt nicht modern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen