Samstag, 8. Februar 1997

8. Februar

"Wo warst du denn gestern? Ich habe versucht, dich anzurufen." "Nicht da." "Ach was, das habe ich auch gemerkt." "Ich dachte du wolltest mit deinem Dad die Garage aufräumen." "Haben wir ja auch, aber das ist ja nun keine abendfüllende Session." "Aha. Und was wolltest du denn machen?" "Keine Ahnung, in die Tofa oder ins Kino oder irgendwas." "Na dann gehen wir heute", sagte ich und war ganz stolz darauf, so elegant das peinliche Thema abgebogen zu haben. "Heute, mein Schatz, heute gehen wir hinterher zu mir." "Oh, habe ich was verpaßt?" "Nö, meine Eltern sind nach Würzburg gefahren zu meiner Tante und kommen vor morgen nicht zurück." Ich hätte ihn dafür umarmen können, doch das ging in dem Moment nicht, denn wir waren vor der Halle angekommen.

Vielleicht war es die Vorfreude, vielleicht war es mein allgemeiner Durcheinanderzustand. Jedenfalls habe ich heute miserabel gekämpft und haushoch verloren. "Die einfachsten Sachen, die einfachsten Sachen", murmelte Dimitri vor sich hin, als ich die Matte verließ. Nils saß da, mit verschränkten Armen und heruntergezogenen Mundwinkeln. Na toll. Zum Glück besserte sich seine Laune. Shit, eigentlich, wäre es ja toll gewesen, direkt nach dem Wettkampf mit ihm mitzugehen, aber erstens wollte ich mir frische Sachen holen und zweitens mußte ich zu Hause erstmal Bescheid sagen, daß ich die Nacht über nicht da bin. "Du bist ja sowieso nur noch zum Wäschwechseln hier", meinte Mom säuerlich. Auf so eine Diskussion hatte ich ja nun gerade Lust. Verdammt noch mal, da wartet der Junge meiner Träume auf mich, mein Freund! Ich könnte so glücklich sein, wenn nicht diese ständigen Vorwürfe wären, diese fragenden Blicke, dieser blöden Rechtfertigungen. Ich ließ sie, ohne etwas zu sagen stehen. Ich wollte mir den Abend nicht verderben. Deshalb höre ich jetzt auch auf mit dem Schreiben und mache mich auf den Weg zu Nils.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen