Dienstag, 7. Mai 1996

7. Mai

»Keine Gnade!«
Ächz ... nicht, daß das Training nicht schon anstrengend genug gewesen ist – nein, Nils hat wie versprochen (oder angedroht?) weiter mit mir trainiert und bis zum Gehtnichtmehr zwei Griffe geübt. Oh, bin ich fertig. Ich verstehe gar nicht, wie er das aushält, er war weder außer Atem noch besonders angestrengt. Auf jeden Fall hat es trotzdem tierischen Spaß gemacht. Am Anfang hatte ich irgendwie noch Angst, was passiert, wenn ich so dicht mit ihm zusammen bin. Aber nach ein, zwei Minuten Training hab ich genug damit zu tun gehabt, nicht tot umzufallen. Es ist komisch, obwohl ich nach dem Training immer total fertig bin, geht es mir gleichzeitig richtig cool, fast so, als wenn ich ein paar Bier getrunken habe.

Hinterher sind wir dann noch zu ihm gegangen. Er wohnt gar nicht so weit weg von mir. Seine Mom stand im Flur, weil sie wohl gerade gehen wollte, und entschuldigte sich für die Unordnung. Was sie damit gemeint hat, habe ich eigentlich nicht so richtig verstanden. In diesem Haus war alles super aufgeräumt und ordentlich, nicht so eng, verkramt und dunkel wie bei Tobias. Er lief vor mir die Treppe rauf, und sein T-Shirt rutschte ein Stück nach oben. Seltsam, ich habe ihn schon ein paar mal nackt unter der Dusche gesehen und ihn oft genug beim Ringen gefühlt. Doch plötzlich starrte ich auf dieses Stück nackte Haut, und es wurde noch schlimmer: Nils ließ sich aufs Bett fallen und streckte sich. Ich mußte mich echt zwingen, woanders hinzugucken. Wissen manche Leute eigentlich, was sie mit bestimmten Sachen anrichten? Um mich abzulenken, schaute ich mich in seinem Zimmer um. Ein paar Poster von Nirvana und Oasis, einige eingerahmte Artikel aus den Bergbacher Nachrichten mit Fotos von Nils. An einer Wand ein riesiges Marky Mark Poster. Cool, ich wäre nie auf die Idee gekommen, so was in meinem Zimmer aufzuhängen. Wenn ich solche Muskeln hätte ...

Keine Stühle. Nils hat keinen einzigen Stuhl in seinem Zimmer, komisch. Ich hätte mich natürlich neben ihn aufs Bett setzten (oder legen?) können, aber ich glaube, das hätte ich nicht lange ausgehalten. So was wie mit Tobias wollte ich nicht noch mal erleben. Also wühlte ich in seinen CDs. Dann klingelte das Telefon, und Nils brabbelte eine halbe Ewigkeit mit irgendeinem Mädel. Na, sehr schön. Ich kam mir irgendwie total überflüssig vor, aber es war auch gut so, denn so kam ich gar nicht erst auf verrückte Gedanken. Als er fertig war, schlug er vor, was zu essen. Erst da fiel mir auf, wie spät es eigentlich war. Beim Abschied griff Nils nach meinem Arm, nahm mich in den Schwitzkasten und boxte mir leicht auf die Arme: »Wir machen aus dir schon einen richtigen Ringer«, lachte er.

1 Kommentar:

  1. So ein Wahnsinn, ich glaub ich werd verrückt!!!! MJ wieder online!!!!!!

    DANKE !!!! DANKE!!!

    Und bitte diesmal durchalten bis zum Schluss!!!

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