Sonntag, 26. Mai 1996
26. Mai
»Warum bist du hier und nicht unten auf der Matte?«
Ich saß nichtsahnend auf der Tribüne, als mir jemand von hinten in den Rücken boxte. »Benji!« schrie ich so laut, daß es mir gleich voll peinlich war, denn das mußte die ganze Halle gehört haben.
»Los, runter und mitringen«, sagte er grinsend.
»Nee, laß mal, der Tag kommt bestimmt noch früh genug.« Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich, daß der Tag nie kommt, wo ich vor einem grölenden Publikum auf der Matte stehe. Der Streß mit den Trainingswettkämpfen reicht mir schon.
»Was machst du denn hier?« wollte ich wissen.
»Na ja, ich will mir doch meinen zukünftigen Verein angucken.«
»Wie, kommst du zu uns?«
»Na ja, wer weiß, so ein Top-Bundesligaverein wäre doch was für mich. Dann komme ich mal dazu, gegen Yilmaz zu ringen.«
»Griechisch-römisch ist doch öde. Und vor allem wird natürlich so ein Bundesliga-Crack einem kleinen hergelaufenen Dorfringer seine Tricks zeigen.«
Benjamin versuchte, mich in den Schwitzkasten zu nehmen. Wir rangelten ein bißchen, bis die Leute neben uns auf der Tribüne sauer wurden. Wir prusteten los und konnten gar nicht mehr aufhören. Bis schließlich irgendein Typ meinte, wir sollten gefälligst rausgehen, wenn wir uns nicht benehmen könnten. Na ja, das haben wir dann auch gemacht, weil wir einfach nicht aufhören konnten zu lachen, wobei, ich weiß gar nicht mehr, worüber eigentlich. Wir haben einfach nur alles und jeden verscheißert. Bis er mich in die Seite stieß und auf Nils zeigte: »Der ist doch auch bei dir?«
»Na klar, das ist Nils.«
»Und wie ist er?«
»Pff, was soll ich sagen, gut, aber guck doch selber hin.« Nils ging gerade auf die Matte.
»Ich würde gerne mal gegen ihn ringen«, sagte Benjamin und guckte Nils hinterher. Ich meine, es war komisch. Wieso wollte Benjamin ...?
»Du bist zu leicht, Nils ist bestimmt eine bis zwei Klassen schwerer als du.« Was machte ich denn da? Plötzlich versuchte ich, Benji Nils auszureden. Ich weiß nicht, wieso. Ich meine, Nils ringt ständig gegen irgendwelche Typen, warum sollte er nicht auch mal mit Benji ringen? Wobei, die anderen Typen sind meistens potthäßlich, verpickelt und was weiß ich. Benjamin dagegen erinnert mich total an Jost. Irgendwie kriege ich eine Gänsehaut bei dem Gedanken, daß die beiden zusammen ringen.
»Was machst du denn für ein Gesicht?« stieß mich Benji in die Seite.
»Äh, nix, mir ist nur gerade was durch den Kopf gegangen.« Lieber hätte ich ihm gesagt, er soll sich Nils aus dem Kopf schlagen. Na ja, Nils hat jedenfalls (natürlich wieder) gewonnen und kam eine Runde weiter. Ich habe Benjamin dann noch mal gefragt, ob er wirklich zu uns kommen will, aber er meinte, das wäre nur ein Witz gewesen. Uff, mir ist richtig ein Stein vom Herzen gefallen. Ich habe ihn dann nach dem Turnier gefragt, ob er mit zu mir kommt, aber er konnte nicht, weil er noch seine Tante besuchen wollte, na ja, schade eigentlich.
Nun liege ich hier und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Nils, ach ja, Nils ist aber eben unerreichbar. Das ist mir schon klar. Aber was sollte das denn mit Benji? Nee, ich finde, er sollte es gar nicht erst versuchen, an Nils ranzukommen. Ach Quark, was soll das denn? Ich rede mir hier ja absolut was Schräges ein. Warum sollte Benjamin überhaupt schwul sein? Das ist aber auch eine Scheiße. Bei jedem Jungen, der mir über den Weg läuft, denke ich, ist er nun schwul oder nicht? Nein, das stimmt so auch nicht, aber wenigstens bei jedem niedlichen Jungen. Wenn ich nur wüßte, woran man erkennt, ob der andere auch schwul ist. Ich meine, es kann ja nicht ewig nur auf irgendwelchen Klos und Duschen Schwule geben. Warum ist das alles denn überhaupt so kompliziert?
Ich saß nichtsahnend auf der Tribüne, als mir jemand von hinten in den Rücken boxte. »Benji!« schrie ich so laut, daß es mir gleich voll peinlich war, denn das mußte die ganze Halle gehört haben.
»Los, runter und mitringen«, sagte er grinsend.
»Nee, laß mal, der Tag kommt bestimmt noch früh genug.« Wenn ich ehrlich bin, hoffe ich, daß der Tag nie kommt, wo ich vor einem grölenden Publikum auf der Matte stehe. Der Streß mit den Trainingswettkämpfen reicht mir schon.
»Was machst du denn hier?« wollte ich wissen.
»Na ja, ich will mir doch meinen zukünftigen Verein angucken.«
»Wie, kommst du zu uns?«
»Na ja, wer weiß, so ein Top-Bundesligaverein wäre doch was für mich. Dann komme ich mal dazu, gegen Yilmaz zu ringen.«
»Griechisch-römisch ist doch öde. Und vor allem wird natürlich so ein Bundesliga-Crack einem kleinen hergelaufenen Dorfringer seine Tricks zeigen.«
Benjamin versuchte, mich in den Schwitzkasten zu nehmen. Wir rangelten ein bißchen, bis die Leute neben uns auf der Tribüne sauer wurden. Wir prusteten los und konnten gar nicht mehr aufhören. Bis schließlich irgendein Typ meinte, wir sollten gefälligst rausgehen, wenn wir uns nicht benehmen könnten. Na ja, das haben wir dann auch gemacht, weil wir einfach nicht aufhören konnten zu lachen, wobei, ich weiß gar nicht mehr, worüber eigentlich. Wir haben einfach nur alles und jeden verscheißert. Bis er mich in die Seite stieß und auf Nils zeigte: »Der ist doch auch bei dir?«
»Na klar, das ist Nils.«
»Und wie ist er?«
»Pff, was soll ich sagen, gut, aber guck doch selber hin.« Nils ging gerade auf die Matte.
»Ich würde gerne mal gegen ihn ringen«, sagte Benjamin und guckte Nils hinterher. Ich meine, es war komisch. Wieso wollte Benjamin ...?
»Du bist zu leicht, Nils ist bestimmt eine bis zwei Klassen schwerer als du.« Was machte ich denn da? Plötzlich versuchte ich, Benji Nils auszureden. Ich weiß nicht, wieso. Ich meine, Nils ringt ständig gegen irgendwelche Typen, warum sollte er nicht auch mal mit Benji ringen? Wobei, die anderen Typen sind meistens potthäßlich, verpickelt und was weiß ich. Benjamin dagegen erinnert mich total an Jost. Irgendwie kriege ich eine Gänsehaut bei dem Gedanken, daß die beiden zusammen ringen.
»Was machst du denn für ein Gesicht?« stieß mich Benji in die Seite.
»Äh, nix, mir ist nur gerade was durch den Kopf gegangen.« Lieber hätte ich ihm gesagt, er soll sich Nils aus dem Kopf schlagen. Na ja, Nils hat jedenfalls (natürlich wieder) gewonnen und kam eine Runde weiter. Ich habe Benjamin dann noch mal gefragt, ob er wirklich zu uns kommen will, aber er meinte, das wäre nur ein Witz gewesen. Uff, mir ist richtig ein Stein vom Herzen gefallen. Ich habe ihn dann nach dem Turnier gefragt, ob er mit zu mir kommt, aber er konnte nicht, weil er noch seine Tante besuchen wollte, na ja, schade eigentlich.
Nun liege ich hier und versuche, meine Gedanken zu ordnen. Nils, ach ja, Nils ist aber eben unerreichbar. Das ist mir schon klar. Aber was sollte das denn mit Benji? Nee, ich finde, er sollte es gar nicht erst versuchen, an Nils ranzukommen. Ach Quark, was soll das denn? Ich rede mir hier ja absolut was Schräges ein. Warum sollte Benjamin überhaupt schwul sein? Das ist aber auch eine Scheiße. Bei jedem Jungen, der mir über den Weg läuft, denke ich, ist er nun schwul oder nicht? Nein, das stimmt so auch nicht, aber wenigstens bei jedem niedlichen Jungen. Wenn ich nur wüßte, woran man erkennt, ob der andere auch schwul ist. Ich meine, es kann ja nicht ewig nur auf irgendwelchen Klos und Duschen Schwule geben. Warum ist das alles denn überhaupt so kompliziert?
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