Sonntag, 24. März 1996

24. März

»Hast du mal Feuer?«
»Nein, ich rauche nicht.« Das Mädel zieht ab. Ich sitze auf dem Markplatz. Es ist wieder einer dieser Sonntagnachmittage, die ich so hasse. Ich habe lange geschlafen, Frühstück und Mittag ausfallen lassen. Als ich runter kam, hatte Mom nur milde gelächelt und Gott sei Dank nichts gefragt. Irgendwann bin ich in die Stadt gefahren. Es ist, als wenn ich suche. Selbst hier muß es doch Jungs wie mich geben. Wo, verdammt noch mal, sind sie? Sitzen sie alle zu Hause? Es ist wie in Hamburg. Ich laufe stundenlang durch die Stadt und gucke jeden Jungen an. Geht es ihm genauso wie mir? Warum ist es nur so schwer? Ich stelle mir vor, was wäre, wenn sich alle, denen es so geht wie mir, auf den Markplätzen überall auf der Welt treffen würden. So habe ich schon ewige Zeiten in Hamburg gesessen, auf dem Rathausplatz, an der Alster, am Gänsemarkt. Doch alle, die vorüberkamen, schienen unheimlich beschäftigt zu sein und düsten nur so vorbei. Wo seid ihr?
Tobi, Tobi, vielleicht war es gar nicht so schlecht, daß ich ihm gestern nichts gesagt habe. Obwohl, ach, ich weiß nicht. Es ist irgendwie alle Scheiße.

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