Montag, 1. Dezember 1997
1. Dezember
"Danke, daß du gekommen bist. Ich meine, danke, daß ihr gekommen seid."
"Kein Problem. Geht's dir denn wieder ok? Was ist denn nun eigentlich genau passiert?"
Flo erzählte mir das, woran er sich noch erinnern konnte. "Das hier", er zeigte auf die Platzwunde an seiner Schläfe, "das hier wird schon noch richtig verheilen. Aber das mit Ina..."
"Wer ist denn das nun?"
"Sie geht nebenan auf die Haubach in die Zehnte. Und obwohl sie nur Real macht, ist sie wirklich total cool und toll."
Ich guckte ihn an und wunderte mich. Diesen Spruch mit 'Obwohl sie nur Real macht' fand ich total daneben. Eigentlich wollte ich ihn fragen, was denn seiner Meinung nach so schlimm ist, wenn man auf die Realschule geht. Aber ich ließ es. Die Leute hier in Bergbach sind auf eine ganz komische Art viel arroganter als die Leute in Hamburg. Arroganter und engstirniger. Ich weiß nicht, ob irgend jemand am GySue so einen Spruch gebracht hätte. Flo zottelte mich in Richtung Vorplatz und dort begann er nach Ina Ausschau zu halten. Schließlich hatte er sie gefunden und dieses tolle Spiel: Die da links, mit dem grauen Sweatshirt, welche die mit den blonden Haaren, nein die daneben. Na jedenfalls habe ich sie irgendwann tatsächlich gesehen. Ok, ich gebe ja zu, daß sie gar nicht so schlecht aussieht. Wenigstens wenn man hetero wäre, ich glaube dann könnte man sagen, daß sie sogar recht niedlich ist. Flo stand da und war wieder irgendwo zwischen Himmel und Erde als es klingelte.
"Wie weit bist du denn mit ihr? Ich meine, habt ihr schon miteinander gesprochen?"
"Na klar, aber, ich weiß nicht, irgendwie, weiß ich immer nie, was ich sagen soll, wenn ich sie sehe."
"Oh, oh, sieht so aus, als wenn du verliebt bist, aber ganz doll."
"Ja doch, Mann. Ja und? Was soll ich denn machen? Soll ich ihr das etwa sagen?"
"Bloß nicht. Doch nicht jetzt schon." Was wußte ich eigentlich davon, wie weit die beiden waren?
"Rede mit ihr, einfach über alles mögliche Zeugs, geht weg, ins Kino oder sonstwohin. Aber keine Parties auf der Hunderttausend andere Leute sind, die sie ablenken können." Was wußte ich eigentlich davon, wie man Mädels anbaggert? Wenn es nicht so albern gewesen wäre, wäre ich auf der Stelle zu ihr rübergegangen, hätte ihr gesagt, daß da jemand ist, der sie unheimlich toll findet. Es ist verrückt. Es ist Wahnsinn! Ich hätte kein Problem jedes Mädel, was mir begegnet anzusprechen. Ich hätte wahrscheinlich auch überhaupt kein Problem damit, mit jedem Mädel, was ich treffe zu baggern, zu flirten, einfach so. Nein, was schreibe ich denn hier? Nein, echt, das ging. Nein, ich will das nicht, ich habe keine Lust darauf. Aber ich meine, ich hätte kein Problem damit, es einfach anzusprechen. Aber wenn da irgendein Junge auftaucht, den ich niedlich finde, dann geht es mir genau wie Flo. Das ist so eine verquere Welt.
"Sag' aber niemand was davon, ok? Nicht mal Nils."
"Sorry, aber Nils weiß es schon. Aber er wird das nicht weiter erzählen."
Was sollte denn dieses 'nicht mal Nils'?
"Ihr zwei seid wirklich unzertrennlich, was? Als ich angerufen habe und du warst nicht zu Hause, dachte ich mir gleich, daß du bei Nils bist."
Mich wunderte, daß er das noch gedacht hatte, obwohl er total bebiert war. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Also brachte ich nur ein ziemlich hilfloses "Na und?!" hervor.
Ich weiß nicht, ob Flo es überhaupt noch bemerkte, denn er guckte wieder rüber zu Ina und seufzte.
Irgendwie finde ich es gerecht, daß die Heteros genau die gleichen Probleme haben wie ich.
"Du warst heute richtig gut beim Training."
"Findest du?"
"Ja, wirklich. Hat dich wieder irgendein Kampfgeist gepackt?"
"Keine Ahnung."
Ich wußte es wirklich nicht. Aber ich merkte, wie mir das Training wieder Spaß macht. Vielleicht war ja die Zwangspause ganz gut. Mom hatte sich ein paar Tage Urlaub genommen, so daß sie auf Lisa aufpassen konnte. Während sich die andere umzogen, blieb ich noch in der Halle sitzen und sog wieder einmal die Atmosphäre in mich ein. Schon komisch das alles.
Als ich nach Hause kam, war ein Anruf von Heiko auf meinem Anrufbeantworter. Ich wählte seine Nummer und mein Herz sprang wieder im Viereck, als ich seine Stimme hörte.
"Und? Klappt es?"
"Ja, kein Problem."
"Schön. Ich nehme an, ich brauch' einen Schlafsack, oder?"
"Ja, mein Bett ist nicht so groß für Zwei."
Das kam ganz automatisch und es war ja noch nicht einmal gelogen. Ich weiß auch nicht. Obwohl ich mir nichts mehr wünsche, als wieder mit Heiko Sex zu haben, glaube ich im gleichen Moment nicht daran, daß wir den je irgendwann in meinem Bett haben werden.
"Holst du mich vom Bahnhof ab?"
"Na klar."
"Und was ist mit Nils?"
"Was soll mit ihm sein?"
"Was sagt er dazu?"
"Was sagt Matthes dazu?"
"Hey, das ist nicht fair, ich habe zuerst gefragt."
"Was soll er dazu sagen? Willst du es wirklich wissen?"
"Ich glaube nicht." Ich konnte fühlen, wie er grinste. Dieses typische Heiko-Grinsen.
"Vielleicht kann ich ja ein Training bei euch mitmachen."
"Warum nicht, du warst ja schon mal da. Das ist bestimmt kein Problem."
Wir quatschten noch ein bißchen. Dann legten wir auf.
Ich hatte Heiko gesagt, daß er nicht in meinem Bett pennen kann. Ich habe es tatsächlich gemacht. Und ich bin wirklich ein bißchen stolz da drauf. Es ist schon komisch.
"Kein Problem. Geht's dir denn wieder ok? Was ist denn nun eigentlich genau passiert?"
Flo erzählte mir das, woran er sich noch erinnern konnte. "Das hier", er zeigte auf die Platzwunde an seiner Schläfe, "das hier wird schon noch richtig verheilen. Aber das mit Ina..."
"Wer ist denn das nun?"
"Sie geht nebenan auf die Haubach in die Zehnte. Und obwohl sie nur Real macht, ist sie wirklich total cool und toll."
Ich guckte ihn an und wunderte mich. Diesen Spruch mit 'Obwohl sie nur Real macht' fand ich total daneben. Eigentlich wollte ich ihn fragen, was denn seiner Meinung nach so schlimm ist, wenn man auf die Realschule geht. Aber ich ließ es. Die Leute hier in Bergbach sind auf eine ganz komische Art viel arroganter als die Leute in Hamburg. Arroganter und engstirniger. Ich weiß nicht, ob irgend jemand am GySue so einen Spruch gebracht hätte. Flo zottelte mich in Richtung Vorplatz und dort begann er nach Ina Ausschau zu halten. Schließlich hatte er sie gefunden und dieses tolle Spiel: Die da links, mit dem grauen Sweatshirt, welche die mit den blonden Haaren, nein die daneben. Na jedenfalls habe ich sie irgendwann tatsächlich gesehen. Ok, ich gebe ja zu, daß sie gar nicht so schlecht aussieht. Wenigstens wenn man hetero wäre, ich glaube dann könnte man sagen, daß sie sogar recht niedlich ist. Flo stand da und war wieder irgendwo zwischen Himmel und Erde als es klingelte.
"Wie weit bist du denn mit ihr? Ich meine, habt ihr schon miteinander gesprochen?"
"Na klar, aber, ich weiß nicht, irgendwie, weiß ich immer nie, was ich sagen soll, wenn ich sie sehe."
"Oh, oh, sieht so aus, als wenn du verliebt bist, aber ganz doll."
"Ja doch, Mann. Ja und? Was soll ich denn machen? Soll ich ihr das etwa sagen?"
"Bloß nicht. Doch nicht jetzt schon." Was wußte ich eigentlich davon, wie weit die beiden waren?
"Rede mit ihr, einfach über alles mögliche Zeugs, geht weg, ins Kino oder sonstwohin. Aber keine Parties auf der Hunderttausend andere Leute sind, die sie ablenken können." Was wußte ich eigentlich davon, wie man Mädels anbaggert? Wenn es nicht so albern gewesen wäre, wäre ich auf der Stelle zu ihr rübergegangen, hätte ihr gesagt, daß da jemand ist, der sie unheimlich toll findet. Es ist verrückt. Es ist Wahnsinn! Ich hätte kein Problem jedes Mädel, was mir begegnet anzusprechen. Ich hätte wahrscheinlich auch überhaupt kein Problem damit, mit jedem Mädel, was ich treffe zu baggern, zu flirten, einfach so. Nein, was schreibe ich denn hier? Nein, echt, das ging. Nein, ich will das nicht, ich habe keine Lust darauf. Aber ich meine, ich hätte kein Problem damit, es einfach anzusprechen. Aber wenn da irgendein Junge auftaucht, den ich niedlich finde, dann geht es mir genau wie Flo. Das ist so eine verquere Welt.
"Sag' aber niemand was davon, ok? Nicht mal Nils."
"Sorry, aber Nils weiß es schon. Aber er wird das nicht weiter erzählen."
Was sollte denn dieses 'nicht mal Nils'?
"Ihr zwei seid wirklich unzertrennlich, was? Als ich angerufen habe und du warst nicht zu Hause, dachte ich mir gleich, daß du bei Nils bist."
Mich wunderte, daß er das noch gedacht hatte, obwohl er total bebiert war. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Also brachte ich nur ein ziemlich hilfloses "Na und?!" hervor.
Ich weiß nicht, ob Flo es überhaupt noch bemerkte, denn er guckte wieder rüber zu Ina und seufzte.
Irgendwie finde ich es gerecht, daß die Heteros genau die gleichen Probleme haben wie ich.
"Du warst heute richtig gut beim Training."
"Findest du?"
"Ja, wirklich. Hat dich wieder irgendein Kampfgeist gepackt?"
"Keine Ahnung."
Ich wußte es wirklich nicht. Aber ich merkte, wie mir das Training wieder Spaß macht. Vielleicht war ja die Zwangspause ganz gut. Mom hatte sich ein paar Tage Urlaub genommen, so daß sie auf Lisa aufpassen konnte. Während sich die andere umzogen, blieb ich noch in der Halle sitzen und sog wieder einmal die Atmosphäre in mich ein. Schon komisch das alles.
Als ich nach Hause kam, war ein Anruf von Heiko auf meinem Anrufbeantworter. Ich wählte seine Nummer und mein Herz sprang wieder im Viereck, als ich seine Stimme hörte.
"Und? Klappt es?"
"Ja, kein Problem."
"Schön. Ich nehme an, ich brauch' einen Schlafsack, oder?"
"Ja, mein Bett ist nicht so groß für Zwei."
Das kam ganz automatisch und es war ja noch nicht einmal gelogen. Ich weiß auch nicht. Obwohl ich mir nichts mehr wünsche, als wieder mit Heiko Sex zu haben, glaube ich im gleichen Moment nicht daran, daß wir den je irgendwann in meinem Bett haben werden.
"Holst du mich vom Bahnhof ab?"
"Na klar."
"Und was ist mit Nils?"
"Was soll mit ihm sein?"
"Was sagt er dazu?"
"Was sagt Matthes dazu?"
"Hey, das ist nicht fair, ich habe zuerst gefragt."
"Was soll er dazu sagen? Willst du es wirklich wissen?"
"Ich glaube nicht." Ich konnte fühlen, wie er grinste. Dieses typische Heiko-Grinsen.
"Vielleicht kann ich ja ein Training bei euch mitmachen."
"Warum nicht, du warst ja schon mal da. Das ist bestimmt kein Problem."
Wir quatschten noch ein bißchen. Dann legten wir auf.
Ich hatte Heiko gesagt, daß er nicht in meinem Bett pennen kann. Ich habe es tatsächlich gemacht. Und ich bin wirklich ein bißchen stolz da drauf. Es ist schon komisch.
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