Sonntag, 7. September 1997

"Schlaf gut", murmelte Nils und kuschelte sich in meinen Arm.
Wir waren bei Doris und es wurde spät. Spät und alkoholisch mit Chianti und Beerenschnaps. Wobei es schon ungerecht war, weil Doris nichts getrunken hat. So von wegen Muttermilch und so. Dabei ist es total seltsam, wenn sie Lena die Brust gibt. Ich weiß dann immer gar nicht, wohin ich gucken soll. Zum Glück war Nils da, den ich angucken konnte. Auf jeden Fall haben wir jede Menge gegackert, als wir die Jungs an unserer Schule durchgegangen sind und wer wen niedlich findet. Clemens konnte natürlich nicht mitreden, aber das hat uns nicht weiter gestört. Auf jeden Fall kam heraus, daß Doris und ich den total unterschiedlichen Geschmack haben, was Jungs angeht. Aber komischerweise Nils und ich auch. Wir haben uns den Bauch mit Würstchen und Steaks vollgeschlagen. Kein Wort über Diät, kein Wort übers Ringen und übers Training. Es war richtig schön. Aber wir haben so viel Alk getrunken, daß es echt zu viel gewesen wäre, mit dem Rad zurückzufahren. Egal, ob über die Landstraße oder über den Kochertalweg. Also haben wir Doris' Angebot angenommen und haben im kleinen provisorischen Gästezimmer übernachtet. Das Bett war eigentlich viel zu klein für zwei Leute, aber wir waren so müde, daß es uns nicht weiter gestört hat. Ich hatte Nils ganz dicht bei mir, sein Geruch, seine Wärme. Kein Sex, einfach nur seine Nähe spüren. In meinem Kopf drehte sich alles und doch war er da. Alles konnte sich drehen, alles verschwimmen. Nils blieb da, wie ein Fixstern.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen