"Sie muß auf jeden Fall ein paar Tage in der Klinik bleiben."
Uff, Doris mußte Lena heute Mittag in die Klinik bringen, weil sie keine
Luft mehr gekriegt hat. Sie haben sie wohl gleich an Sauerstoff
angeschlossen. Zum Glück geht es ihr jetzt schon wieder besser. Manchmal
habe ich den Eindruck, als wenn es so Knoten im Raum-Zeit-Kontinuum
gibt, an denen die ganze Welt umzukippen droht. Ich habe jedenfalls
tierisch lange mit Doris telefoniert. Und so bin ich eine ganze Stunde
zu spät zum Training gekommen. Und ja, na klar, wer trainiert mit
Marcel? Nils! Natürlich. Vielleicht sollte ich ihm so einen Streß
machen, wie er mir. Aber vor den Anderen geht das natürlich nicht.
"Tim, geht das vielleicht auch weniger brutal?"
"Was ist?"
"Das ist Ringen und kein Ultimate Fighting", motzte Flo.
"Sorry."
"Ist das jetzt so wild, daß Nils mit Marcel ringt?"
"Du hast keine Ahnung."
"Also anscheinend ist es so wild. Habt ihr da jetzt so eine Art
Konkurrenzkampf, oder was? Hallo? Woher weißt du überhaupt, daß Marcel
schwul ist?"
"Marcel ist nicht schwul. Bestimmt nicht."
"Und wieso dann die ganze Aufregung?"
"Ich rege mich doch gar nicht auf."
"Nein, du hast mir nur eben fast den Arm gebrochen."
"Sorry, tut mir leid."
Ich legte mich auf die Matte und schloß die Augen. Ist das alles so kompliziert oder mache ich das alles so kompliziert.
"Hey, wollen wir eine Runde ringen?"
Ich öffnete die Augen und vor mir stand Marcel. Ich mache bestimmt nichts kompliziert. Ich nicht!
Ich gewann. Sogar ziemlich easy.
"Ich kriege das nicht hin", meinte er, "ich bin echt zu langsam."
Mir schoß eine Idee durch den Kopf: "Samstag ist doch wettkampffrei. Laß
uns einfach am Nachmittag hier in der Halle treffen. Dann können wir
ein bißchen trainieren. Schnelligkeit und Technik."
Und Marcel lächelte. Er blickte mir in die Augen und lächelte. "Super", sagte er.
Ich grinste. Ich trainiere am Samstag mit Marcel!
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