"Er schläft in einem Bett mit dir. In deinem Zimmer, in deinem Bett. In unserem Bett."
Nils blickte mich an. Ich schwieg. So langsam dämmerte es mir.
"Die Sache mit Leipzig war etwas total anderes. Wenn er jetzt aber bei dir, in deinem Zimmer ist, da wo wir..."
"Also soll ich ihm absagen."
"Ja, nein. Ich weiß nicht."
"Nils, es wird nichts passieren. Ich meine, meine Eltern sind da, Lisa.
Nicht mal wir haben was miteinander, wenn die alle im Haus sind. Da habe
ich doch erst recht nichts mit Heiko."
Jetzt war mir aber wirklich klar, was Nils meint. Und irgendwie,
irgendwie kann ich es sogar verstehen. Und gleichzeitig wünsche ich mir
genau das. Heiko hier zu haben. Hier bei mir, in meinem Zimmer, in
meinem Bett. Für ein paar Stunden einfach das Gefühl haben er ist bei
mir. Ich schwieg. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Vielleicht wäre
es wirklich das einfachste, Heiko abzusagen. Aber es wäre nicht
ehrlich. Es wäre irgendwie doch wieder eine Flucht. Ich schaue Nils an,
meinen Nils. Ich liebe ihn wirklich und ich will ihm nicht weh tun.
"Ich sage Heiko ab."
"Nein, Tim, mach das nicht. Wenn du mir sagst, er pennt einfach nur bei
dir und ihr habt nichts miteinander, dann ist es ok. Ich meine, es ist
nicht wirklich ok für mich, aber, ach du weißt, was ich meine."
Ich nehme ihn in den Arm. Wenn Heiko wüßte, was er eigentlich anrichtet.
Aber vielleicht weiß er es auch. Vielleicht weiß er es ganz genau.
Damit war das Thema Heiko zwischen Nils und mir erstmal vorbei.
Wir gingen spazieren. Endlich war es mal nicht naß. Aber es war kalt.
Bergbach ist bereit für Weihnachten. Überall Adventsdeko, Lampen,
richtig kitschig. Aber irgendwie sieht es auch schön aus. Und mitten in
dieser kitschigen, vorweihnachtslichen Fachwerkstimmung tapern Nils und
ich durch die Fußgängerzone wie ein altes Ehepaar. Schon ganz schön
strange. Das Venezia hat zu. Kein Mensch ißt um diese Jahres- und
Uhrzeit Eis. Jedenfalls nicht in Bergbach. Wir kommen an Tobis Haus
vorbei. Es brennt kein Licht. Wahrscheinlich ist seine Mutter mit nach
Heidelberg gegangen. Wie es ihm wohl geht? Ich müßte mal versuchen, ihn
anzurufen.
Heute Abend penne ich bei Nils. Seine Eltern sind zwar da, aber es
reicht, wenn wir einfach nur zusammen sind. Ich freue mich darauf.
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