"Nun macht nicht so ein Gesicht, das wird schon."
Es war Phil, der uns aufheitern mußte. Ich glaube, Mom, wäre am liebsten
noch da geblieben, wenigstens bis nach der Operation. Aber das würde ja
auch nichts bringen. Auf jeden Fall haben wir ihm am Vormittag noch die
wichtigsten Sachen organisiert, weil er ja nichts dabei hatte. Heute
abend kommt Britta und bleibt erst mal bei ihm. Auch so eine Sache mit
den Heteros. Da ist das total selbstverständlich, daß die Freundin
kommen kann. Ich überlege mir, wie es wäre, wenn ich im Krankenhaus
liegen würde. Nils würde bestimmt vorbeikommen, aber es ist eben was
anderes. Ach Shit, ich will im Moment nicht darüber nachdenken.
Es gab noch eine ziemlich peinliche Szene, als sich Mom während der
Visite nicht aus dem Zimmer schicken lassen wollte und so was meinte
wie: "Wenn sie schon nicht auf ihre Soldaten richtig aufpassen können,
wäre es ja vielleicht besser, wenn wir ihn in die Uniklinik nach
Eppendorf mitnehmen." Der Arzt, so mit Uniform, meinte nur total rotzig,
daß Phil ein Wehrpflichtiger ist und der 'Wehrgewalt' oder wie das
heißt unterliegt, und die Bundeswehr entscheidet, wo er behandelt wird.
Na toll, ich war ja auch kurz davor zu sagen, daß ich das reichlich
bekloppt finde, aber ich hielt lieber den Mund, weil ich Angst hatte,
daß Phil noch Streß deswegen bekommt. Jedenfalls ist für mich klar, daß
ich dieses Affentheater nicht mitmache und mich rumkommandieren lasse.
Einkaufen am Vormittag für Phil, dann der Weg vom Hotel zum Krankenhaus,
vom Krankenhaus zum Flughafen. Ich habe ein bißchen was von Berlin
gesehen. Gestern war es ja schon dunkel. Es ist zu viel auf einmal.
Richtig schön sieht es hier nicht aus. Aber interessant. Ich kriege
Lust, mir das alles mal in Ruhe anzugucken, zu erforschen, mit dem
Fahrrad durch die Straßen zu fahren. Aber das geht natürlich nicht. Und
jetzt sitze ich wieder im Flieger, nachdem wir eine halbe Stunde
Verspätung auf diesem lächerlichen Flughafen hatten. Zum Glück ist
nichts Schlimmes mit Phil passiert. Ich hoffe nur, daß mit der Operation
am Freitag alles glatt geht, und daß wirklich nichts zurückbleibt.
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