"Und wie gehts meinem Brüderchen?"
Phil war am Telefon und wir quatschten und quatschten. Ich weiß gar
nicht mehr, worüber wir alles geredet hatten. Es scheint ihm tatsächlich
gut zu gehen, in seiner Einheit. Ich kann das zwar immer noch nicht
verstehen, aber ich habe es aufgegeben, ihm wegen der Sache mit der
Bundeswehr Vorwürfe zu machen.
"Mir geht's gut." Das war gelogen. Ok, ich hätte auch nicht sagen
können, daß es mir schlecht geht. Hätte ich ihm sagen sollen, daß ich
einfach nur verwirrt und durcheinander bin? Dann hätte ich erklären
müssen wieso. Ach nein, das wollte ich nun garantiert auch nicht. Aber
ich merke, wie Phil sich auch verändert hat. Ich meine, er ist
eigentlich noch nie jemand gewesen, der total auf Action und Party
gemacht hat. Aber in den Monaten scheint er mir tatsächlich noch viel
älter geworden zu sein. Ja, fast erwachsen würde ich sagen. Alles das,
was er so an kleinen Verrücktheiten an sich hatte, scheint verschwunden
zu sein. Er klingt nur noch so entsetzlich vernünftig.
"Was machen die Mädchen?"
Shit, warum mußte er diese Frage stellen? "Nicht viel los hier", antwortete ich kurz.
"Ach komm, das kannst du mir doch nicht erzählen, daß du in dem Jahr keine Mädchen kennengelernt hast."
Was sollte das denn jetzt? Warum fragte er mich denn so intensiv nach
irgendwelchen Mädels aus? Es scheint wirklich so, daß zum perfekten
Leben irgendein Mädel mit dazu gehört. "Ach vergiß es einfach",
antwortete ich mürrisch und in einem Tonfall, der ihm zu verstehen gab,
daß ich keine weitere Nachfrage wünschte. Und es klappte. Er wechselte
das Thema.
Ich lasse mir die Idee von Nils durch den Kopf gehen. Vielleicht wäre es
ja wirklich gar nicht so eine schlechte Idee, nach dem Abi nach
Stuttgart zu ziehen in eine eigene Wohnung. Ich meine, die Uni ist da
und jeden Tag von Stuttgart nach Bergbach zu fahren und jeden morgen
wieder hin ist auch nicht so tolle. Und dann könnte man natürlich
wirklich in eine Wohnung ziehen. Wie das wohl wäre? Eine eigene Wohnung
mit Nils zusammen. Jeden Tag bei ihm sein, ihn jeden Tag zu spüren,
jeden Tag mit ihm zu schlafen. Das wäre einfach zu schön, um wahr zu
sein.
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