"Wir machen einen Deal. Ich komme mit nach Hamburg, wenn du mindestens zwei Kämpfe am Sonntag gewinnst."
"Was ist denn das für ein Scheiß?"
"Na du brauchst doch was, was dich motiviert. Und da Heiko ja diesmal
nicht dabei ist, brauchst du was anderes, was dich anspornt."
Ich guckte ihn an und auf einmal kam er mir vor wie Heiko. Nicht weil ER
den Namen unbedingt erwähnen mußte. Nein, es war diese verfluchte
Arroganz. Der Satz hätte genau so von Heiko kommen können. Woher nahm
Nils diese Sicherheit, daß mir so viel daran liegt, daß er mitkommt? Ich
hasse es, wenn ich so berechenbar bin, daß jemand genau merkt, was ich
möchte, wo mir viel daran liegt und daß dieser jemand das dann auch noch
ausnutzt. Und doch weiß ich ganz genau, daß ich nichts dagegen machen
kann. Weil ich es ja eigentlich selber auch möchte.
Zwei Kämpfe muß ich gewinnen. Das MUSS ich schaffen und das werde ich
schaffen. Ich weiß noch nicht einmal, wieviele Ansetzungen das sind. Ich
weiß nur, daß wir wahrscheinlich sowieso kaum Chancen auf einen der
vorderen Plätze haben werden. Also eigentlich ist es ja dann auch egal.
Dafür habe ich eine verrückte Sache gemacht. Ich habe Doris eingeladen,
am Sonntag zuzugucken. Ich weiß ja auch nicht wieso, aber irgendwie
glaube ich, daß mir das hilft. Ganz schön strange. Und um das alles noch
ein Stück weiter zu treiben mache ich jetzt noch eine viel verrücktere
Sache.
Ok, das war ein Schuß in den Ofen. Das heißt, es war kein Schuß in den
Ofen, aber es hat nicht so geklappt, wie ich es mir eigentlich gedacht
habe. Ich habe Benji angerufen und wollte ihn eigentlich auch zum
Zugucken einladen. Aber Benji, ja Benji macht auch mit am Sonntag.
Super. Und wir sind in der gleichen Gewichtsklasse. Na ganz toll. Da
habe ich ja nun null Chancen, also einen Kampf kann ich schon mal
abschreiben.
Ich merke, daß ich schon wieder in dieser Tretmühle drin bin. Tim soll
gewinnen, Tim will gewinnen. Muß Tim gewinnen? Für eine Sekunde möchte
ich Nils anrufen und ihm sagen, daß er sich seinen Wettkampf sonstwohin
stecken kann. Daß es mir scheißegal ist, ob er nach Hamburg mitkommt
oder nicht. Ich möchte Heiko anrufen und ihm sagen, daß mich seine
verfluchte bornierte Selbstsicherheit ankotzt. Doch ich mache es nicht.
Denn ich glaube, daß es genau das ist, was ich brauche. Ich brauche es,
daß mich Nils mit dem Ringen so unter Druck setzt. Und es ist bei Heiko
eben genau diese grinsende Arroganz, die mich so verrückt macht, aber
die mich auch so unheimlich anzieht. Heiko ist nicht unnahbar. Aber es
ist diese Spannung, ob etwas passiert und was passiert. Und irgendwie
ist es dieses Gefühl, daß ich fast gar keinen Einfluß darauf habe, was
mich auf der einen Seite so fertig macht, was es aber auf der anderen
Seite auch so unheimlich spannend macht mit ihm. Scheiße, was schreibe
ich denn hier alles zusammen? Eigentlich dachte ich ja, ich kriege
wieder etwas Ordnung in meinen Kopf. Ok, die Ordnung ist in meinem Kopf
schon drin, aber wenn ich das hier lese, dann ist da überhaupt keine
Ordnung mehr. Mal sehen, vielleicht kriege ich das morgen noch mal
anders aufgeschrieben. Jetzt gehe ich erst mal pennen.
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