"Ich muß wieder ins Krankenhaus. Irgend etwas ist wieder gewachsen. In der Milz."
Das war so eine von diesem scheußlichen Situationen. Ich kam gut gelaunt
über den Hof als mir Tobi über den Weg lief. Ich fing an rumzublödeln
und fragte ob alles ok wäre. Und dann das! Ich kam mir auf einmal so
albern und unpassend vor. Ich konnte nur noch stottern: "Wie? Was
gewachsen? Ich denke es ist alles weg. Mit dem Chemozeugs und der
Bestrahlung."
"93 % Heilungsrate. Wie es aussieht, gehöre ich zu den restlichen 7 %."
"Shit!" Ganz spontan nahm ich ihn in den Arm. Das war einfach so ein
Tröstindenarmnehmen, niemand konnte sich dabei irgendwas denken. "Wann
mußt du rein?"
"Morgen. Ich muß nach Heidelberg. Da gibt es wohl irgendeinen Spezialisten dafür."
"Die kriegen das hin. Ganz bestimmt. Sie haben es doch beim ersten Mal auch hingekriegt."
"Wohl doch nicht so ganz."
"Hey komm, du schaffst das. Ich komm dich auch besuchen. Wir kommen dich alle besuchen."
An wen dachte ich denn bei 'wir alle'? Wer würde kommen, um Tobias zu
besuchen? Außer mir vielleicht noch Nils und Doris und das war es dann.
Aber ich sah, wie er lächelte. Er lächelte trotz dieser bekloppten
Nachricht. Tobias hat wieder Krebs, oder immer noch. So eine Scheiße.
Und ich mache mir Gedanken um irgendwelche Coming-Out-Sachen an der
Schule.
Ich weiß nicht, ob es Tobi recht ist, aber ich mußte es einfach Nils und
Doris erzählen. Ich glaube, die beiden waren fast genauso fertig wie
ich.
Ich liege auf meinem Bett, höre Eno und denke nach, träume. Und
seltsamerweise denke ich nicht an Tobias. Ich denke an Heiko. Und zum
ersten Mal seit langer Zeit tut es nicht weh, wenn ich an ihn denke. Zum
allerersten Mal bin ich einfach nur glücklich, daß ich ihn kenne, das
wir befreundet sind. Es tut nicht mehr weh, ich bin nicht mehr traurig.
Es ist einfach nur schön, daß es ihn gibt, daß wir miteinander reden
können, daß ich ihn irgendwann wiedersehen werde und daß wir uns dann
wieder vom ersten Augenblick an verstehen werden, auch ohne daß wir
etwas sagen müssen. Es ist ein total schönes, warmes Gefühl. Es ist
schön, daß es ihn gibt!
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