"Probiere es halt aus, dann weißt du es."
"Du bist wirklich eine große Hilfe."
"Was soll ich denn dazu sagen? Ich kenne Florian doch gar nicht richtig.
Wie soll ich denn wissen, wie er reagiert. Jungs in der Pubertät sind
unberechenbar."
Ich blickte Doris an und schüttelte den Kopf. "Na toll. Ich glaube, ich werde ihm nichts sagen."
"Natürlich nicht. Schon allein deshalb nicht, weil Nils sonst ausrasten würde. Somit wäre das Problem auch geklärt."
Toll, wie wenig ernst Doris manche Dinge sieht. Was habe ich noch vor
ein paar Tagen gedacht? Was soll mir passieren? Mir kann doch nichts
wirklich passieren. Und was habe ich gemacht? Ich habe gekniffen. Statt
Flo zu sagen, was Sache ist, bin ich ausgewichen. War wieder einmal
feige. Und das ärgert mich am meisten. Daß ich mir auf der einen Seite
einrede, daß mir nichts passieren kann, und daß ich dann nicht danach
handele. Aber ich kann mich ja damit trösten, daß ich sage, daß ich das
aus Rücksicht auf Nils nicht gesagt habe. Denn er wäre tatsächlich
ausgerastet, so wie Doris das gesagt hat.
Leon hat wieder angerufen und gefragt, ob wir heute noch mal trainieren.
Ich habe ihm gesagt, daß es heute nicht klappt, weil ich zum
Krafttraining gehe. Aber morgen machen wir noch eine Session.
Beim Krafttraining hat Nils heute die Gewichte um eine Stufe
runtergesetzt. Er meint, keine Maximalbelastungen mehr vor Leipzig, nur
noch Erhaltung. Na gut, wenn er meint.
59 Kilo zeigt die Waage. Genauso schwer wie Heiko. In der gleichen
Klasse. Und trotzdem war ich gerade noch mal joggen. Eine Stunde einfach
mal wieder nur laufen. Es tut gut, den kalten Herbstwind zu spüren. Den
Kopf leer, ohne Gedanken. Und jetzt bin ich müde, kaputt und genau
richtig für's Bett.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen