"Das war richtig gut heute Abend."
Ich nickte, reden konnte ich kaum mehr. Ich ließ mich in den Sitz fallen
und schloß die Augen. Wir haben beide bis zur Erschöpfung getanzt. Ich
weiß gar nicht mehr richtig, wie wir es überhaupt zum Bahnhof geschafft
haben. Nicht daß wir zu viel Alk intus gehabt hätten, ich glaube jeder
von uns nur drei Bier. Aber insgesamt waren wir doch total geschafft und
fertig. Wir pennten sogar ein im Zug. Hand in Hand, Nils hatte seinen
Kopf auf meine Schultern gelegt. Es gibt Situationen, in denen einem
alles egal ist, ob jemand uns sieht. Wir waren einfach nur kaputt und
hätten sogar fast noch den Halt in Bergbach verpennt. Wir traten auf den
häßlichen Vorplatz und waren uns einig, daß wir beide absolut keine
Lust hatten, uns mit unseren Rädern nach Hause zu quälen. Also leisteten
wir uns den Luxus einer Taxe, die uns brachte. Blöd nur, daß wir uns
nicht richtig verabschieden konnten, denn ich glaube ich kenne den
Taxifahrer, das ist ein Bruder von unserem Bäcker. So eine Kleinstadt
ist echt Mist manchmal. Was heißt manchmal, eigentlich immer. Zu Hause
traf ich auf Mom, die schon in der Küche wurschtelte.
"Na, der Herr, Frühstück oder nicht?"
Ich war einfach zu fertig, um auf den gereizten Ton in ihrer Stimme zu
reagieren und meinte nur, daß ich jetzt pennen gehen würde. Das tat ich
dann auch.
Als ich auchwachte, war es kurz nach vier am Nachmittag. Und ich fühlte
mich total frisch. Hunger hatte ich und so taperte ich nach unten und
nahm am Familienkaffee teil. Ich glaube ich habe vier Stück Baumkuchen
verschlungen.
"Du mußt regelmäßiger essen, Junge."
"Ja", antwortete ich gequält. Ich gebe ja zu, sie hat recht. Aber ich bin ganz froh, daß ich mein Gewicht so halten kann.
Das Telefon klingelte und Nils war dran. Er fragte ganz lieb, wie es mir
geht. Wir haben uns am Kochertalweg verabredet. Da haben wir gesessen,
bis es langsam dunkel und kalt wurde. Einfach nur da, aneinandergelehnt.
Ohne viel zu reden. Es ist so schön, ihn zu spüren. Zu wissen, daß er
da ist. Ich höre auf den Klang seiner Stimme. Ich atme seinen Geruch.
Ich drücke seine Hand ganz fest und atme tief durch. Das ist Nils mein
Nils.
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