"Du bist da? Bist du gar nicht beim Training?"
Ich schüttelte den Kopf und ging auf mein Zimmer. Ich kann nicht, mir
tut alles weh, innen wie außen. Ich bin gestern Nacht rausgegangen, in
das kleine Waldstück am Ende der Straße. Ich habe die ganze Flasche
Wodka ausgetrunken, oder die halbe, ich weiß eigentlich nur noch, daß
ich sie irgendwann fallengelassen hatte und als ich mich nach ihr
gebückt habe, bin ich gefallen. Ich roch die feuchte Erde, spürte Zweige
unter mir. Ich wollte nur noch sterben in dem Moment. Alles drehte sich
um mich und dann war nichts mehr. Ich weiß nicht, wie lange ich dort
gelegen hatte, ich wachte jedenfals auf, weil mir kotzübel war, weil ich
fror und weil mir alle Knochen wehtaten. Ich rapelte mich auf und mußte
erstmal kotzen. Ich versuchte, mich zu erinnern, doch da war ein Loch,
ab dem Augenblick, wo ich mich nach der Flasche bückte. So gut es ging,
schleppte ich mich nach Hause. Meine Klamotten waren mistig und ich warf
alles unter mein Bett. Noch immer drehte sich alles um mich herum. Ich
ließ mich auf's Bett fallen. Draußen begannen die Vögel zu singen. Wie
denn das? Warum?
Kurze Zeit später schreckte ich auf und war wach. Mein Kopf dröhnte, mir
war kotzübel, aber ich war knallwach. Ich überlegte, ob ich den Job
schwänzen sollte, aber ich entschied, doch hinzugegehen. Plötzlich
erwachte etwas in mir: Trotz oder irgendsowas. Jetzt sitze ich hier
wieder und mein Kopf ist völlig leer. Ich glaube, ich schreibe ihm einen
Brief. Ich weiß nicht, ob ich ihn abschicken werde.
Lieber Nils!
Was ist passiert? Ich verstehe nichts mehr. Was ist los mit dir? Was ist
los mit uns? Bitte, ich möchte, daß du weißt, daß ich dich immer
geliebt habe, daß ich dich immer noch liebe!
Bitte glaube mir, daß ich mir nichts dabei gedacht habe, als ich nach
Stuttgart gefahren bin. Ich habe nicht vorgehabt irgendwas mit einem
Typen da anzufangen. Und es ist wirklich nichts passiert!!! Bitte glaube
mir!!!
Nils, ich liebe dich wirklich, ich habe noch nie so sehr jemanden
geliebt. Ich fühle mich sicher bei dir. Bei dir bin ich einfach so wie
ich bin. Es ist, wie Zuhausesein, wenn ich mit dir zusammen bin, wie
eine warme Decke in die ich mich einfach nur einkuscheln kann. Ich
brauche dich!!!
Ich bin nicht weiter als du, wirklich nicht, ich brauche dich, ohne dich
geht es einfach nicht, ich weiß nicht, was ich machen soll. Du gehst
mir jede Sekunde im Kopf herum. Jede Straße, jedes Haus, jede Situation
erinnert mich an Sachen, die wir zusammen erlebt haben. Willst du das
alles jetzt einfach wegschmeißen? Ich kann nicht mehr klar denken, warum
nur? Bitte, laß es uns noch einmal versuchen. Ich verspreche dir, daß
ich immer für dich da bin. Es reicht, wenn wir nur für uns sind, niemand
muß es wissen.
Bitte, verlaß mich nicht!!!
Ich kann nichts mehr sehen, ich kann nichts mehr schreiben. Nur noch Tränen. Warum nur?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen