"Ist dir eigentlich klar, daß wir noch über einen Monat hier sitzen und ackern müssen, bis wir Ferien haben?"
Ich guckte Nils an. Na toll, damit war ja meine Stimmung wieder auf dem
heutigen Tagestief angekommen. Drei Monate, schreckliche Aussichten. Ich
würde am liebsten sofort weg aus diesem Kaff. Mir ist, als würde ich
inzwischen jedes Haus, jede Ecke, ja sogar jedes Gesicht kennen, was mir
auf der Straße begegnet. Ich will weg hier, nur raus, in eine große
Stadt, nach Hamburg. Nach Köln?
Heiko geht und geht mir nicht aus dem Kopf. Nachdem ich gestern mit
Robert telefoniert und Tagebuch geschrieben habe, lag ich noch eine
halbe Ewigkeit unter meinem Kopfhörer, habe mich zugedröhnt und vor mich
hingeheult. Immer wieder kommen mir die Situationen in den Kopf zurück,
Bilder, Gesprächsfetzen. Und dann immer wieder dieser Satz: "Dich hatte
ich doch schon mal." Ich versuche das alles beiseite zu schieben, doch
es klappt nicht. Es geht in ein paar Momenten. Wenn ich ringe, vergesse
ich für einen Moment alles um mich herum. Ich merke, wie ich besser
geworden bin, schneller, aggressiver. Manchmal so, daß Dimitri mich
bremsen muß. Vielleicht ist es tatsächlich mein Frust, der rauskommt.
Ich bin sogar noch nach dem Training eine ganze Stunde gelaufen. Ich
habe Nils gefragt, ob er mitkommt. Der hat mich aber nur groß angeguckt
und gemeint, daß er das nach dem Training nimmer packt. Das hat Nils
gesagt. Naja, bin ich eben alleine gelaufen. Jetzt bin ich zwar richtig
fertig aber trotzdem noch quietschmunter. Und Heiko, der ist immer noch
da.
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