"Was willst du denn? Dich hatte ich doch schon mal."
Ich stand da und blickte Heiko mit offenem Mund nach. Was war denn das
für ein Spruch? Und vor allem: was ist denn das für ein Arsch? Ich
meine, er hat das total lieb gesagt, keine Spur von Arroganz eher
Erstaunen. Je länger ich darüber nachdenke, desto durchgeknallter finde
ich das.
Wir waren beim Krafttraining und Nils mußte früher weg. Die ganze Zeit
über habe ich mißtrauisch jeden Blick beobachtet. Aber da war nichts
zwischen Nils und Heiko, oder wenn da was war, sind die beiden die
perfekten Schauspieler. Heiko war wie immer: total lieb und nett. Wir
blödelten und er guckte immer wieder zu mir rüber. Jedenfalls war Nils
irgendwann weg und Heiko und ich trainierten alleine weiter. Auf dem
Heimweg begleitete ich ihn noch ein wenig und irgendwie, fast ganz
automatisch griff ich nach seiner Hand. Er blieb stehen und schaute mich
mit großen Augen an und sagte diesen Satz. So etwas habe ich noch nie
gehört, so was von daneben. "Was willst du denn? Dich hatte ich doch
schon mal."
Ich war sprachlos. Ich war den gesamten Rest des Weges
einfach nur sprachlos. Und ich glaube, er hat das noch nicht mal
mitbekommen. Weder daß sein Satz total daneben war noch meine
Sprachlosigkeit. Er mußte in eine andere Straße einbiegen. "Na dann
tschüß", sagte er, "vielleicht hören wir ja noch mal voneinander. Oder
vielleicht sehen wir uns bei einem Wettkampf." Er grinste, buffte mich
leicht auf die Schulter, drehte sich um und ging davon. Einfach so,
keine Umarmung, nichts. Dreh dich um, dreh dich wenigstens EINMAL um,
dachte ich. Ich flehte ihn förmlich in Gedanken an. Nichts, er drehte
sich nicht um. Er bog um die Ecke und war verschwunden. Und ich, ich
stand da, hatte Tränen in den Augen und schluchzte. Ich heulte
tatsächlich und mir liefen wirklich die Tränen über die Wangen. Was
hatte dieser Typ mit mir gemacht? Was nur? Ich stand bestimmt eine halbe
Stunde da und heulte nur. Irgendwann schaffte ich es, langsam nach
Hause zu tapern. Es ist immer noch alles so verworren.
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